Für Polizei und Staatsanwaltschaft ist der Argentinier dringend tatverdächtig.
Seit Samstag wird der 58-jährige Argentinier bereits verhört. Geständnis gibt es keines, aber die Ermittler glauben, genügend Beweise und Indizien gegen Pablo S. (Name von der Red. geändert) in der Hand zu haben. Am Montag wurde der Verdächtige in die Justizanstalt in Eisenstadt überstellt. 48 Stunden, also bis Mittwochnachmittag, hat die Haftrichterin jetzt Zeit, zu entscheiden, ob die U-Haft verhängt werden soll.
Wie ÖSTERREICH berichtete, soll Pablo S.* (für den die Unschuldsvermutung gilt) jener Täter sein, der Lydia Dobija aus der Stromstraße in Wien-Brigittenau erschlagen – und deren Leiche am 20. Juni am Rande eines Maisfeldes bei Nickelsdorf angezündet haben soll. Laut Polizei habe man den Mann „im nahen Umfeld des Opfers“ gefunden.
Riss in Bilderbuchbiografie
Doch welcher Art war die Beziehung
bzw. die Bekanntschaft zwischen der 72-Jährigen – die nur wenige Leute in
Wien kannte, stets mit dem Rad unterwegs war und eine Zahnprothese trug –
und dem verheirateten vierfachen Familienvater?
Denn wie ÖSTERREICH von einem Bekannten des mutmaßlichen Täters hörte, lebt der gebürtige Argentinier vollkommen unscheinbar und glücklich mit einer Konzert-Violinistin zusammen. Das Paar, das im Bezirk Gänserndorf wohnt hat drei Buben und eine Tochter. Die Ehefrau ist Geigerin bei einem Orchester in Wien, für das auch Pablo S. im Management arbeitete. An dieser Stelle bekommt die Bilderbuchbiografie aber einen gehörigen Riss – als der 58-Jährige im Vorjahr gekündigt wurde.
Familie im Schock
Danach mietete sich der Verdächtige (der als
Zweitauto einen alten Van hat) am Handelskai einen Container. Hier verkauft
er an Touristen, die mit dem Schiff ankommen, Tickets für eben jenes
Orchester, für das seine Ehefrau die erste Geige spielte. Beim
Lokalaugenschein war der Container verschlossen. Hinter vorgehaltener Hand
sagen andere, die dort bei der Reichsbrücke beschäftigt sind: „Offen war der
Verkaufsstand nicht oft.“
Zurzeit soll die Gattin von Pablo S. im Ausland sein. Wer sich um die Kinder des Paares kümmert, ist nicht bekannt. Ein Freund der Familie ist aber sicher: „Das Ganze kann nur ein Missverständnis sein. Pablo ist ein fürsorglicher Mensch.“ Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. So soll das Opfer Lydia Dobija vor ihrer Ermordung noch eine größere Summe Bargeld von der Bank behoben haben. Ist vielleicht hier das Motiv zu suchen?
*Name geändert