Der Linzer Harald S. steht in München unter schwerer Anklage.
Es musste nicht immer Kaviar sein – aber Lamborghini, Porsche oder Mercedes. Die Nobelhobel passen nicht wirklich zum Einkommen eines Vizeleutnants beim österreichischen Bundesheer.
Schlecht für Harald S., der als Hubschrauber-Mechaniker beim Fliegerregiment 3 in Hörsching Dienst versah. Denn der heimische Berufssoldat steht seit Montag in München vor Gericht. Und die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, für viel Geld deutsche Militärtechnik an den russischen Geheimdienst SVR verraten zu haben, was der Angeklagte vehement bestreitet (es gilt die Unschuldsvermutung).
Krimi
Der Spionagekrimi spielt in den Jahren 1997 bis 2002. Vizeleutnant Harald S., der im (genehmigten) Nebenerwerb mit Flugzeugteilen handelte, hatte in diesen Jahren zwei Geschäftsfreunde, die ihm zum Schicksal werden sollten: erstens Wladimir Wonschow, Gerüchten zufolge Halbbruder von Putins Ehefrau und jedenfalls russischer Agent in Wien, der an neuer Luftfahrttechnik hoch interessiert war. Und Werner G., damals Techniker beim deutsch-französischen Konzern Eurocopter, der gerade den hypermodernen Kampfhubschrauber "Tiger" entwickelte.
Belastet
Sicher ist: Harald S. hat die Herren zusammengebracht. Sicher ist: "Tiger"-Baupläne wurden an Russland verraten, Insider sprechen vom größten Spionagefall seit Ende des Eisernen Vorhanges. Sicher ist auch: Wonschow tauchte nach kurzer U-Haft nach Russland ab. Werner G. wurde verurteilt – und belastete Vizeleutnant Harald S. Auch der habe für Agentenhonorar Wartungshefte und Flughandbücher weitergegeben.
In Österreich wurde gegen den Berufssoldaten 15 Monate ermittelt – und das Verfahren dann eingestellt. Beim Prozess in München sagt Harald S. jetzt: "Ich mache zur Sache keine Angaben mehr." Das Verfahren dauert 14 Tage. Das Verteidigungsministerium hat einen Beobachter entsandt.