Düstere Aussichten

Baubranche rechnet in Vbg. 2024 mit 30-prozentigem Auftragseinbruch

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Im ersten Halbjahr - Wohnbau am stärksten betroffen

Die Vorarlberger Bauunternehmen haben am Freitag von einem drastischen Auftragseinbruch berichtet. Einer Blitzumfrage der Bauinnung zufolge wurde die aktuelle Auftragslage um 25 Prozent schlechter eingeschätzt als vor einem Jahr. Im ersten Halbjahr 2024 erwarten die Baufirmen gar einen Auftragsrückgang von 30 Prozent, wie die Wirtschaftskammer informierte. Ein Personalabbau - in der Branche sind etwa 4.100 Mitarbeitende beschäftigt - sei aber nicht geplant.

Besonders düster stelle sich die Situation im Wohnbau dar. Dort wird 2024 ein Rückgang um 50 Prozent erwartet. Einen Lichtblick stellen für 2024 mit einem erhofften Auftragsplus von 6 Prozent lediglich die Sanierungen dar. Angesichts des Einbruchs im Wohnbau setzen die Unternehmen ihre Hoffnungen im nächsten Jahr auf den öffentlichen und den gewerblichen Bereich. Im öffentlichen Hochbau wurde mit einem Auftragsrückgang von 11 Prozent gerechnet, bei Industrie und Gewerbe mit 10 Prozent. Mit dieser Aussicht könne das Auftragsvolumen "noch als stabil eingeschätzt werden", hieß es.

"Die heimischen Bauunternehmen beurteilen die aktuelle Situation sehr realistisch, sowohl was die Auftragslage als auch die sinkenden Erträge durch hohe Material- und Energiekosten betrifft", sagte Innungsmeister Johannes Wilhelm. Auf der anderen Seite sei die Bauwirtschaft eine krisenerprobte Branche und agiere auch in schwierigen Situationen mit Bodenhaftung und einer langfristigen Perspektive. Viele Unternehmen hätten bereits auf die Veränderungen reagiert, seien flexibel und stellten sich dem Wettbewerb, sah Wilhelm eine hohe Innovationsbereitschaft.

Günther Ammann, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, sprach davon, dass der Wohnbau in Vorarlberg praktisch zum Erliegen gekommen sei. Dafür machte er unter anderem massive Preissteigerungen und die stark angestiegenen Zinsen verantwortlich, aber auch die KIM-Verordnung. "Die äußerst restriktive und nicht nachvollziehbare Kredit-Verordnung muss sofort abgeschafft werden. Wir erwarten, dass sich die Politik in Vorarlberg massiv für die sofortige Abschaffung der KIM-Verordnung einsetzt, wenn sie nicht eine Generation junger Menschen aus Vorarlberg verlieren will, die sich in Vorarlberg keine eigene Existenz mehr aufbauen kann", so Ammann. Er war der Ansicht, dass mit den neuen Wohnbauförderungsrichtlinien des Landes nun auch wieder Eigentum leistbar wäre.

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