Kontakte zu Bankvorstand vermittelt

Erpressungsprozess: Mensdorff-Pouilly gut gelaunter Zeuge

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Alfons Mensdorff-Pouilly trat als gut gelaunter Zeuge im Erpressungsprozess am Wiener Landesgericht auf.

Am Wiener Landesgericht ist am Montag der Prozess gegen mehrere Männer fortgesetzt worden, die laut Anklage eine renommierte Bank dazu bringen wollten, schrottreife Firmen-Handys um 1,5 Millionen Euro zurückzukaufen. Einen launigen Zeugenauftritt legte dabei der Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly hin, der für die beiden Hauptangeklagten - die Geschäftsführer einer Sicherheitsfirma - den Kontakt zur Bank hergestellt hatte.
 

"Provision? Das habe ich mir abgewöhnt."

Auf die Frage, ob er für seine Tätigkeit etwas bekommen habe, brach Mensdorff-Pouilly - offenkundig eingedenk seiner Verurteilung im Tetron-Verfahren rund um die millionenschwere Vergabe eines Blaulicht-Funksystems und weiterer gegen ihn gerichteter strafrechtlicher Ermittlungen - in Gelächter aus. "Provision? Dafür? Das habe ich mir abgewöhnt. Ich habe gelernt", feixte er.
 

Ausgemusterte Firmen-Handys als "Rohstoffverwertung" verkauft

Die betroffene Bank wollte im Juli 2017 77 ausgemusterte Firmen-Handys loswerden. Statt sie zu vernichten, entschloss man sich, die Geräte "zur Rohstoffverwertung" zu verkaufen, wie eine Mitarbeiterin der Bank einem Schöffensenat (Vorsitz: Christian Böhm) darlegte. Sie stellte einem Kollegen kurz vor Antritt ihres Urlaubs einen Karton mit den schrottreifen Handys auf den Tisch und trug diesem auf, "dafür jemanden zu finden", wie sich dieser vor Gericht erinnerte. Er habe sich darauf hin umgehört und sei selbstverständlich überzeugt gewesen, dass sich auf den Handys keine sensiblen Daten mehr befanden, sondern diese von der zuständigen Abteilung zur Gänze gelöscht worden waren: "Ich hab' Vertrauen in die IT."
 

Mensdorff-Pouilly stellte Kontakt zu Bankvorständen her

Die Geräte wurden ohne SIM-Karten und nach einem Reset um 170 Euro weiterverkauft. Laut Anklage überließ der neue Besitzer über Vermittlung eines Bekannten die Blackberrys zwei Managern einer Sicherheitsfirma, die kurz vor Weihnachten 2017 der Bank auftischten, man hätte von dritter Seite einen Auftrag zum "Absaugen" der erfolgreich wiederhergestellten Daten bekommen. Zum Beweis dafür wurden dem Vorstand der Bank Fotos von IMEI-Nummern und SIM-Karten-Ausbrüchen präsentiert. Den Kontakt zum Vorstand der Bank hatte den Managern Mensdorff-Pouilly ermöglicht, der deren Unternehmen kannte und für die er seinen Angaben zufolge "alle zwei Wochen geschaut hab', was ich tun kann in meinem Job".
 

"Herr Rat, ich bin alt und blöd"

Er selbst habe keine Ahnung von Handys und deren Innenleben ("Herr Rat, ich bin alt und blöd"), sei aber mit einem langjährigen Vertreter der Bank bekannt, den er auf die Sache angesprochen habe. Er habe diesem "zwei Stück Papier" gezeigt, auf denen die gegenständlichen Handys abgebildet waren, und ihn gebeten, ein Gespräch mit einem aktuellen Vorstandsmitglied zu vermitteln. Worum es konkret ging, hätte ihn "inhaltlich" nicht interessiert: "Das war nichts Weltbewegendes. Wir haben lieber über die Jagd und Freunde geredet." Auf Nachfrage, ob ihm bewusst gewesen sei, dass - wären noch sensible Daten auf den Geräten gewesen - der Bank ein veritables Problem bevorstand, meinte Mensdorff-Pouilly: "Ein Handy, so viel verstehe ich als primitiver Bauer, auf dem ist immer was drauf."
 

Für die Nichtweitergabe von Daten wurden 1,5 Millionen Euro verlangt

Die zwei Manager der Sicherheitsfirma täuschten der Bank laut Anklage vor, es gebe einen Kunden, der für die abgesaugten Daten zu zahlen bereit sei. Für die Nichtweitergabe der Daten sollen sie 1,5 Millionen Euro verlangt haben, ansonsten wäre mit "desaströsen" Folgen für die Bank zu rechnen. Statt zu zahlen, schaltete die Bank die Polizei ein. Ein Ermittlungsverfahren kam in Gang, in dem Mensdorff-Pouilly als Zeuge und nicht als Beschuldigter geführt wurde. Zur Anklage gebracht wurden der Käufer der Blackberry-Geräte, die beiden Geschäftsführer der Sicherheitsfirma, denen dieser die Geräte weiter gegeben hatte, sowie der zwischengeschaltete Mittelsmann.
 
Der Käufer, der der Bank die 77 Handys zunächst abgenommen hatte, wurde am Ende des heutigen Verhandlungstags rechtskräftig freigesprochen. Für den Schöffensenat stand fest, dass der von Verteidiger Volkert Sackmann vertretene Mann keine Kenntnis vom Vorgehen der übrigen Angeklagten und irgendwelchen Geldforderungen gegenüber der Bank hatte. Für die übrigen Angeklagten geht die Verhandlung am 10. April weiter.
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