Trotz Video-Geständnisses fehlt rechtliche Handhabe.
Im Irak sorgte das Verbrechen für Entsetzen: Ossaid A. soll in Mossul vier Familienangehörige, darunter zwei Kinder, aus Habgier regelrecht hingerichtet haben. Er soll versucht haben Geld und Gold der Großmutter zu stehlen. Mehrere irakische Medien berichteten live, als der Verdächtige die Taten vor der Polizei gestand – ÖSTERREICH liegt ein Video davon vor.
Krieg
Der Verdächtige kam in U-Haft. Doch in den Wirren des Krieges wurden die Gefängnisse geöffnet, die Häftlinge gingen frei. Als Flüchtling machte sich der Iraker auf den Weg nach Österreich, wo er in einem Asylheim unterkam. Sein Pech: Ein Landsmann erkannte ihn wegen des Videos wieder, das im Internet kursiert, und alarmierte die Polizei.
Enthaftung, weil Akt nicht beschafft werden konnte
Die Spezialeinheit WEGA nahm den dringend Mordverdächtigen im Februar 2016 fest. Ossaid A. kam erneut in U-Haft. Doch nach etwa neun Monaten passierte, was dem Gesetz entspricht. Bei einem Haftprüfungstermin wurde der Iraker auf Drängen seines Anwalts Andreas Strobl wieder auf freien Fuß gesetzt.
„Es konnte seitens der österreichischen Behörden nie der Akt herbeigeschafft werden, um eine Entscheidung zu treffen“, so Strobl gegenüber ÖSTERREICH über den Grund der Enthaftung.
Bis heute ist Ossaid A. weder in seiner Heimat noch in Österreich vor einem Gericht gestanden – es gilt die Unschuldsvermutung. Möglicherweise hält sich der Flüchtling noch im Bundesgebiet auf. Larissa Eckhardt