Flucht vor Nazis

Museum für gerettete Kinder

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Dauerausstellung im dritten Bezirk eröffnet. Gedenken an 10.000 jüdische Kinder.

Vor wenigen Tagen wurde das Museum zur Erinnerung mit der Dauerausstellung "Für das Kind" in der Radetzkystraße 5 im dritten Bezirk eröffnet. Museum und Ausstellung dienen zum Gedenken an die über 10.000 jüdischen Kinder, die in den Jahren 1938 und 1939 ihre Familien zurückließen, um vor den Nazis aus Österreich, Deutschland, der Tschechoslowakei und Polen nach Großbritannien zu fliehen.

Jugendstadtrat Christian Oxonitsch: "Es ist schwer sich vorzustellen was diese Kinder durchmachen mussten. Viele von ihnen waren zu klein, um zu verstehen, warum ihre Eltern sie nach England schickten. Als der Krieg vorbei war, waren die meisten Angehörigen von den Nazis ermordet worden. Dieser Ort ist dem Gedenken all dieser schlimmen Schicksale gewidmet, aber er steht auch für außergewöhnliches Engagement und Zivilcourage. Die Menschen, die die Kinder nach England brachten, setzten ihr Leben aufs Spiel und mussten außerdem für jedes Kind eine Pflegefamilie finden."

Ausstellung mit gerahmten Drucken und einer Skulptur

Die von den Künstlerinnen Rosie Potter und Patricia Ayre gestalteten 23 Drucke der Ausstellung zeigen jeweils ein Köfferchen mit den verschiedenen Besitztümern der Kinder. Jedes Kind durfte nur einen Koffer mitnehmen. Der Inhalt war streng vorgeschrieben. Es durften keine Schmuck- oder Wertgegenstände, kein Geld sowie keine Musikinstrumente oder Kameras mitgenommen werden. Meist fuhren die Züge mitten in der Nacht ab. Die Eltern erfuhren von dem Termin erst kurz zuvor. So gab es keine Zeit für lange Verabschiedungen. Mehr als zwei Drittel der geretteten Kinder haben ihre Eltern nie wieder gesehen.

Zum Gedenken an die Rettung steht eine Skulptur in der Liverpool Street Station in London, wo die Züge ankamen, sowie eine in Prag am Bahnhof und eine in Wien am Westbahnhof, von wo die Kinder wegfuhren. Zu dieser von der Künstlerin Flor Kent gestalteten Serie gehört auch die Skulptur "das Mädchen Naomi" im Hof des Hauses der Radetzkystraße.

Das Haus hat selbst eine Geschichte zu diesem Thema. Hier haben 380 Jüdinnen und Juden im Massenquartier gewohnt, bevor sie ins Vernichtungslager deportiert wurden. Ein Stein der Erinnerung vor dem Haus weist darauf hin.

Weiterführende Informationen

Jüdisches Wien

Gedenkstätten und Friedhöfe für Opfer des Nationalsozialismus

Steine der Erinnerung

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