Die FPÖ macht weiterhin ein Riesen-Geheimnis um ihren Spitzenkandidaten.
Wien. Die Geschichten um das Aus von Heinz-Christian Strache als Spitzenkandidat der FPÖ für die Gemeinderatswahl in Wien sind – ein Klassiker – verfrüht und übertrieben. Denn hinter den Kulissen überlegt der FPÖ-Chef sehr wohl, das Vizekanzleramt mit dem Rathaus zu tauschen. Allerdings nur unter der Bedingung, selbst Bürgermeister zu werden. Zuletzt verweigerte er auf Nachfragen von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner auf oe24.TV eine Zu- oder Absage und verwies darauf, dass das die Parteigremien zu entscheiden hätten. Zu guter Letzt meinte er aber dennoch: „Sag niemals nie.“
Im Klartext: Strache pokert weiter. Er will sich ansehen, ob die Wien-Umfragen für die Wahl 2020 für die FPÖ, die derzeit mit Spitzenkandidat Strache ein Minus ausweisen, doch noch ins Plus drehen. Mit einem negativen Ergebnis ließe sich schlecht der Anspruch aufs Bürgermeisteramt untermauern. Und fast noch wichtiger: Strache will von der ÖVP, für die fix Kanzleramtsminister Gernot Blümel ins Rennen geht, einen heiligen Eid, dass man den FPÖ-Chef auch zum Bürgermeister wählt, wenn sich eine Mehrheit ausgeht.
Rennen um Wien-Wahl bleibt weiterhin offen
Poker. Beides ist offen – schließlich will Blümel die ÖVP zur Partei mit den stärksten Zuwächsen machen. Er hofft, dass er mit den Stimmen der Neos und FPÖ als Kompromisskandidat zum Bürgermeister aufsteigt – Strache würde durch die Finger schauen. Sagt Strache ab, stünden der geschäftsführende Wiener Parteichef Johann Gudenus und der nicht amtsführende Vizebürgermeister Dominik Nepp bereit. „Verliert die FPÖ mit Strache fünf Prozent, wären es bei Gudenus zehn und bei Nepp 15“, ätzt ein Insider. Ganz so schlimm wäre es wohl nicht, aber Fakt ist, dass die FPÖ nur mit Strache eine realistische Chance hätte, den Bürgermeister zu beanspruchen.
Josef Galley