Ein Streifenpolizist missachtete etliche Regeln, fuhr im Einsatz eine junge Frau tot.
Wien. Wenn es einen sinnlosen Tod gibt, dann war der von Viktoriia A. ganz sicher einer: Die ukrainische Lehrerin wurde am Verteilerkreis in Wien-Favoriten von einem Streifenfahrzeug der Polizei totgefahren. Bei einem Einsatz, bei dem besondere Eile nicht nötig war, und einem jungen Inspektor hinter dem Lenkrad, der offensichtlich überfordert war. Der 22-jährige Beamte wurde am Mittwoch vor dem Bezirksgericht wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung zu fünf Monaten bedingter Haft verurteilt. Nicht rechtskräftig, es gilt die Unschuldsvermutung.
Der Polizist war an jenem schicksalhaften Nachmittag gegen 16 Uhr als Streife mit einem Kollegen unterwegs, als der Einsatzbefehl kam. Eine normale Rauferei, keine Waffengewalt.
Doch der Polizist raste zum Tatort, als sei es sein erster Einsatz gewesen: mit überhöhter Geschwindigkeit, mit Blaulicht, aber ohne Sirene, als er in die Kreuzung einfuhr. Dies stellte ein Verkehrssachverständiger fest.
Polizist bekannte sich nicht schuldig
Das Polizeiauto rammte zunächst einen Jaguar, beide Fahrzeuge erfassten die erst 35-jährige Lehrerin. Trotz sofort eingeleiteter Erste-Hilfe-Maßnahmen starb die Pädagogin noch am Unfallort. Die beiden Polizisten wurden verletzt in ein Spital gebracht.
Der 22-jährige Inspektor erklärte sich vor Gericht für nicht schuldig. Was nicht bedeutet, dass dieser Unfall spurlos an ihm vorübergegangen sei. Er fühlt heute noch mit dem Opfer und den hinterbliebenen Eltern von Viktoriia A.
Letztere werden wohl auch zivilrechtlich wegen Schadenersatz gegen den Polizisten vorgehen. Seinen Job wird der Beamte zumindest wegen des niedrigen Strafmaßes behalten dürfen.