Versuchter Mord

Prozess: 19-Jähriger raste auf Polizisten zu

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Weil er mit seinem Pkw auf zwei Polizisten losgefahren war, hat sich ein 19-Jähriger am Montag wegen versuchten Mordes am Landesgericht verantworten müssen.  

Am Montag musste sich ein 19-jähriger Mann vor dem Landesgericht verantworten. Er war mit seinem Pkw auf zwei Polizisten losgefahren. 

Autoversicherung nicht bezahlt 

 Der bisher Unbescholtene war am 11. November 2020 in Wien-Penzing in ein Planquadrat geraten. Da er die Autoversicherung seit längerem nicht bezahlt hatte, waren ihm die Kfz-Kennzeichen abgenommen worden. Daraufhin hatte er sich die Nummerntafeln eines Leihwagens angeeignet und diese auf sein Fahrzeug montiert. Er sei aus beruflichen Gründen auf sein Auto angewiesen gewesen, machte der Bursch vor einem Schwurgericht geltend. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie war er in einem Promi-Lokal als Kellner tätig gewesen, seither verdingte er sich als Lieferant.

Tötungsabsicht 

Als er auf der Matznergasse Polizisten wahrnahm, die Verkehrsteilnehmer anhielten und Führerschein und Lenkerkontrollen durchführten, befürchtete er wegen des Kfz-Kennzeichens Schwierigkeiten, die er umgehen wollte. Er bog seitlich in die Hütteldorfer Straße ab, wo dann allerdings zwei Beamte vor ihm auf der Fahrbahn standen. Statt anzuhalten fuhr er auf diese zu - laut Anklage in Tötungsabsicht, was der bisher Unbescholtene und sein Verteidiger Michael Dohr vehement bestritten.

In Panik geraten

Dohr bezeichnete die Mordanklage als "Willkür", in jüngster Vergangenheit habe sich die Staatsanwaltschaft Wien in vergleichbaren, aber weit gravierenderen Fällen stets mit einer Anklage wegen vorsätzlicher Gemeingefährdung bzw. versuchter Körperverletzung begnügt. Sein Mandant sei "ein Biable", das "in Panik" geraten sei, so der aus Kärnten stammende Anwalt unter Anspielung auf die schmächtige Statur des Angeklagten. "Er hat niemals daran gedacht, dass zwei Menschen zu Tode kommen könnten", versicherte Dohr.

"Wollte flüchten"

 "Ich hab' das nur gemacht, weil ich flüchten wollte", betonte der 19-Jährige. Er habe auch nur den Probeführerschein besessen und "Angst bekommen, dass ich ihn verliere". Plötzlich habe er vor sich "zwei Gestalten" wahrgenommen, die jedoch "zur Seite gegangen" seien. Der eine Polizist sei "nie in Gefahr gewesen", der zweite Beamte habe "ein paar Schritte zur Seite gemacht". Seines Erachtens sei nicht viel passiert: "Das Ganze wird nur wegen dem Schuss aufgebauscht."

"Auf uns zugerast"

Einer der Polizisten hatte nämlich zur Dienstwaffe gegriffen, auf den Radkasten des flüchtenden Pkw gezielt und abgedrückt. "Die Fahrbahn ist dort 14 Meter breit. Er hätte überall ausweichen können. Es war für mich nicht verständlich, warum er auf mich zugerast ist", gab der 25-jährige Beamte als Zeuge an. Seinen Kollegen habe der Pkw-Lenker "sehr knapp" passiert: "Wenn er nicht ausgewichen wäre, wäre es zu einer Kollision gekommen." Die Anklage behauptete, dieser zweite Polizist habe sich mit einem Sprung zwischen geparkte Autos in Sicherheit bringen müssen, um nicht erfasst zu werden. Im Zeugenstand bestätigte dieser Beamte das jedoch nicht. Er habe "Ausfallsschritte" gemacht.

Selbst gestellt 

Der 19-Jährige hatte sich kurz nach der Flucht besonnen und sich noch am selben Abend auf einer Polizeiinspektion gestellt. Seit diesem Zeitpunkt - und damit immerhin seit sechs Monaten - befindet sich der Bursch, dessen Freundin ein Kind erwartet, in U-Haft.

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