Eingang von Bücherei zugemauert

Rechtsradikale Störaktion vor Kinderbuchlesung

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Mauer vor Eingang zur Zweigstelle Gumpendorfer Straße errichtet - Wiederkehr: Veranstaltung findet statt.

Wien. In Wien ist vor dem Eingang einer Bücherei-Zweigstelle in der Nacht auf Freitag eine Mauer errichtet worden - mit der Aufschrift "nopridemonth". Auf einen rechtsradikalen Hintergrund verweisen auch Flugblätter, die dort verstreut wurden. Die Störaktion richtete sich gegen eine für heute angekündigte Lesung der Drag-Queen Candy Licious. Politische Vertreter aus Wien und dem Bund sowie die HOSI-Wien reagierten mit Entsetzen.

Die Mauer vor der Bücherei Mariahilf wurde inzwischen wieder beseitigt, wie ein Sprecher der Büchereien auf APA-Anfrage berichtete. Die Steine seien mit PU-Schaum zusammengeklebt worden. Auf den Flugblättern, die dort zu finden waren, wurde gegen die "staatsfinanzierte Globohomoideologie" gewettert. Da die Lesung im Rahmen des Pride-Monats aus einem Kinderbuch erfolgt, wurde auch eine "Frühsexualisierung" beklagt.

Wiederkehr: Veranstaltung findet statt

Wiens Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) betonte in einer Mitteilung, dass die Lesung nach Absprache wie vorgesehen heute um 15.00 Uhr durchgeführt wird. "Diese Tat ist bestürzend, macht fassungslos und ist zutiefst zu verurteilen. Es ist unsere Aufgabe für die Vielfalt in unserer weltoffenen Stadt tagtäglich einzustehen. Volle Solidarität mit der gesamten LGBTIQ-Community!"

Katharina Kacerovsky-Strobl, die Organisatorin der Vienna Pride dankte den Behörden für die Zusammenarbeit: "Dank ihrer professionellen Einschätzung und schnellen Hilfe sowie dank der Bibliothek, die die Mauer gleich wieder entfernen ließ, kann die Lesung wie geplant und ohne Sorgen stattfinden."

Ann-Sophie Otte, die Obfrau der HOSI Wien, hob hervor: "Aktionen wie diese zeigen, wieso Vienna Pride und die Regenbogenparade als größte Demonstration Österreichs immer noch nötig sind. Es geht heute mehr denn je um Aufklärung und Dialog, damit LGBTIQ-Menschen in unserer Gesellschaft endlich mit dem gleichen Respekt behandelt werden wie alle anderen auch. Wer diesen Dialog verhindern will, setzt sich selbst ins Unrecht."

Ewa Ernst-Dziedic: "Unerträgliche Gefährdungslage"

"Es ist völlig unverständlich, dass das passieren konnte. Sowohl die Polizei als auch der Verfassungsschutz waren seit Wochen informiert, dass reaktionäre und rechtsextreme Gruppen in großem Stil gegen die Pride mobilisieren", zeigte sich die Sprecherin für LGBTIQ und Menschenrechte der Grünen, Ewa Ernst-Dziedic, verärgert. Die Community solle in Angst versetzt werden. Die "unerträgliche Gefährdungslage" aus Ländern wie Ungarn oder Polen greife nun auch auf Österreich über. Dies müsse verhindert werden. Man werde vor "Ewiggestrigen und Reaktionären" keinen Millimeter zurückweichen.

Schockiert zeige sich auch SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner. "Wir warnen seit Jahren, dass die Zahl von Angriffen auf die LGBTIQ-Community steigt. Dieser neue Vorfall zeigt einmal mehr, dass sich eine kleine Minderheit mit widerlichem Hass gegen die Vielfalt in unserem Land richtet." Dies könne die Politik nicht durchgehen lassen, betonte er in einer Aussendung. Er forderte ein koordiniertes Vorgehen auf Bundesebene gegen derartige Störaktionen. Denn eine solche bei einer Veranstaltung mit Kindern sei "kein Kavaliersdelikt".

Von der FPÖ kam via Aussendung ebenfalls Kritik - allerdings an der Lesung. Die "Sexualisierungspropaganda" für kleine Kinder sei "klar abzulehnen", befand der Mariahilfer Bezirksparteiobmann Leo Kohlbauer. Es sei nicht zu akzeptieren, dass Kinder mit öffentlich finanzierter "Globohomo-Ideologie" indoktriniert würden.

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