Mit einem erschütternden Bericht über die untragbaren Zustände an einer Wiener Mittelschule hat sich eine Lehrerin an oe24 gewandt.
Wenn es in der Schule Stress gibt, liegt das nicht immer am Unterricht - immer öfter sorgen auch verbale und gewaltsame Konflikte für belastende Situationen. 814 Unruhestifter wurden im Schuljahr 2022/23 suspendiert. Diese Zahl hat sich gegenüber 2021/22 beinahe verdoppelt. Diesen Trend bestätigt auch eine anonym bleibende Lehrerin einer Integrations-Klasse an einer Wiener Mittelschule im 23. Bezirk. Mit einem erschütternden Bericht, wandte sie sich an oe24.
Schulkinder kommen unvorbereitet
Die Lehrerin unterrichtet dieses Jahr acht Fächer, sechs davon fachfremd und ungeprüft. Im September kommen die Kinder laut grölend in die Schule - die meisten von ihnen völlig unvorbereitet. Eltern beschweren sich beim ersten Elternabend über die Sommer-Arbeitspakete, welche die Kinder in den Hauptgegenständen von den Lehrern erhalten haben. Die Lehrer haben den Familien die Ferien versaut - es entstanden Kämpfe zwischen sich weigernden Kindern und hilflosen Eltern. 90 Prozent haben sich nicht auf das kommende Schuljahr vorbereitet und den Stoff der 1. Klasse vergessen.
Derbste Beleidigungen
Die Schüler, für die man sich in der 1. Klassen den A*sch aufgerissen hat, verkünden einem voller Stolz, dass sie die Arbeitspakete nicht gemacht haben. Sie müssen eh nix lernen und können, weil sie Kindergeld und Sozialhilfe erhalten. Bildung ist unwichtig, man werde so bald es geht Kinder zeugen. Die Schule ist eine Freizeiteinrichtung, in der man seine Freunde trifft und sich "battelt", wer lauter, frecher, respektloser ist bzw. wer sich am derbsten bzw. die Mütter beleidigt. Ein normaler Unterricht sei als unerfahrene und nicht durchsetzungsfähige Lehrerin kaum möglich.
Schlägerei inklusive Polizeieinsatz
In einer Freistunde wird die Lehrerin auf einmal durch Gebrüll und Krawall am Gang bzw. in der Klasse nebenan von ihrer Arbeit weggerissen - als verantwortungsvolle Lehrerin rennt sie auf den Gang und wird Zeugin, wie sich zwei Schüler mit Stühlen und Fäusten bekämpfen. Angefangen hat alles mit einer "Patschen-Herumschießerei" während der Unterrichtsstunde. Die Lage eskaliert, die Polizei wird verständigt. Selbst vor dieser zeigt man keinerlei Respekt und Anstand. Die Polizisten fragen die Lehrerin verwundert, ob das jeden Tag so sei und wie sie DAS aushalte. Die Lehrerin sei schon abgebrüht und hat sich an diesen Zustand gewohnt. Vier Kinder wurden suspendiert.
Hakenkreuze an den Wänden
In den Pausen ist sie damit beschäftigt, Dramen zu klären, die sich auf sozialen Netzwerken abspielen. Außerdem muss die Jungs-Toilette jede Pause beaufsichtigt werden, weil die Klopapierrollen, anstatt fürs Popo abwischen, fürs Verstopfen von den Toiletten verwendet werden. Hakenkreuze werden an die Wände und Türen gezeichnet. Pausen gibt’s keine - denn man kann weder die Klasse, noch den Gang oder die Toiletten unbeaufsichtigt lassen.
Lehrerin als F*tze beschimpft
Bei Unterrichtsstörungen reagiert die Lehrerin noch freundlich und bittet einen ihrer verhaltensauffälligen Schüler mehrmals mit "Kannst du bitte still sein" um Ruhe. Der junge Bub reagiert nicht bzw. belächelt die Lehrerin und macht weiter. Es ist ihm vollkommen egal, dass der Rest der Klasse und die Lehrerin unter seinem Verhalten leiden. Die engagierte Lehrerin ruft beim Vater an und schildert diesem das Verhalten des Sohnes. Dabei muss sie sich vom besagten Schüler als behinderte F**** beschimpfen lassen. Konsequenz? Das Kind wurde 30 Minuten früher vom Unterricht nach Hause geschickt.
Bildungssystem bricht zusammen
Das war nur ein kleiner Einblick in das laut der Lehrerin bald zusammenbrechende Bildungssystem. "Wir werden verbrannt und attackiert - es fehlt an Sozialarbeitern, Inklusionspädagogen und geprüften Fachlehrern. Angeblich werden die Schülerzahlen auf 30 angehoben und aufgrund der explorierenden Zahl an Suspendierungen, diese nicht mehr so leicht genehmigt", so die Lehrerin, die sich mit ihrem Hilferuf bereits an Vizebürgermeister und Stadtrat für Bildung Christoph Wiederkehr (Neos) gewandt hat. Dieser hat zugesichert, sich nach den Herbstferien bei der verzweifelten Lehrerin zu melden.