Der Fall der Woche

Von der Mutter erschlagen – alle weinen um Baby Melek

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Kleines Engelchen durfte nur 7 Tage leben. Die 30-Jährige sah "nur Probleme".

Die traurige Geschichte von Baby Melek gehört – auch in den Redaktionen – zum Schlimmsten und Berührendsten, das über Schreibtisch und Bildschirme wandert, und die bei allen nur Fassungslosigkeit zurücklässt: Büsra T., eine 30-jährige Österreicherin aus der türkischen Community, soll in Wien ihr erst 7 Tage altes Frühchen an dem Tag, als sie mit dem Kind im Maxi-Cosi vom Spital nach Hause gehen hätte sollen, brutal getötet haben:

Anstatt das unerwünschte Mädchen in die Babyklappe des Krankenhauses zu geben oder im Spital zurückzulassen, damit sich jemand anderer (der oder die sich ein Kind so sehr wünscht) um die Kleine kümmert, schlich sich die Frau um 10 Uhr am Vormittag in einer letzten Rauchpause vor der Entlassung aus dem Krankenhaus, wickelte den kleinen Körper ihrer Tochter in eine Decke, stopfte sie hernach in einen Müllsack, den sie mehrmals mit voller Wucht auf den Boden schleuderte. Bis es still war. Totenstill. Dann warf die 30-Jährige den kleinen Leichnam in einen Container für Plastikabfall.

Hochschwanger im AMS-Kurs kollabiert

Hintergrund und Motiv kommen wie Blitzaufnahmen aus einer Parallelwelt, in der die Mutter – eine 30-jährige arbeitslose Verkäuferin – noch zu Hause bei ihren aus der Türkei nach Wien zugezogenen Eltern in Favoriten wohnt, sie lernt in einem Lokal einen um zwei Jahre jüngeren Türken einer mit ihrem Clan verfeindeten Familie kennen und wird, ohne ihn geehelicht zu haben oder es zu dürfen, von ihm schwanger. Dass sie schließlich ein Kind erwartet, sieht man dem zierlichen Persönchen allerdings nicht an und sie verheimlicht es gegenüber ihren Eltern und Brüdern. Am Tag, als Büsra mitten im AMS-Kurs kollabiert und im 8. Monat schwanger mit heftigen Schmerzen wegen einer drohenden Geburtskomplikation ins Spital fährt, glauben alle, sie wäre krank und notoperiert worden. Erst beim ersten (und einzigen) Besuch erfahren sie, dass ein „Enkelkind der Schande“ das Licht der Welt erblickt hatte. Auch die „Schwiegereltern“, die bis dahin komplett ahnungslos waren, akzeptieren den Nachwuchs nicht. Und der Kindsvater weint jedes Mal, wenn er auf der Neonatologie in der Klinik Favoriten auftauchte. Am hefigsten, als er erfährt, was seinem Kind widerfahren ist, „Was hast du getan? Was hast du getan!“, hören ihn die Patientinnen auf der Station schluchzen, während die von einer Pflegerin alarmierte Polizei die Kindsmutter noch im Spital mehrmals befragte, wo das Baby abgeblieben sei.

Anfangs tischt die Verdächtige den Ermittlern noch die Story auf, wonach ein Unbekannter (der sich angeblich als Reinigungsmann ausgab) Melek – was auf Deutsch so viel wie Engel bedeutet – mitgenommen habe: Entführungsalarm, bei dem ganz Wien mitfieberte und der sich mit Auffindung der Leiche als Ablenkungsmanöver und Lüge entpuppte. Beim dritten Verhör gesteht Büsra: „Ich wusste nicht, wo ich mit dem Kind hin soll und sah nichts als unlösbare Probleme auf uns zukommen.“ Jetzt sitzt sie wegen Mordverdachts in U-Haft. Ihre Verteidigerin Astrid Wagner dagegen ist überzeugt, dass hier ein strafmindernder Fall von Kindstötung in Folge eines psychischen Ausnahmezustands vorliegt. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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