Der Ex-Star der Grünen im Talk

Ex-Grüner Chorherr: "Nachher sind wir alle klüger"

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Ein Ermittlungsverfahren läuft noch immer gegen Chorherr, und am 11. März muss er sich der Wiener Untersuchungskommission stellen.

Wien. Der Ex-Grüne, der jetzt als Bäcker erfolgreich seine erste Filiale führt, hat etwas gezögert, die Fragen des INSIDERS zu beantworten. Diese Woche ist das Treffen dann gelungen.

Klartext zu den harten 
Vorwürfen der Justiz

Veteran. Im Café parkt Christoph Chorherr sein Klapprad direkt beim Kleiderständer. Er erzählt gerne über den Start seiner Bäckerei („Gragger & Chorherr“ in Wien-Leopoldstadt). Und der bei den Grünen ausgetretene Politik-Veteran (59) erzählt auch ­gerne von seinem Charity-Projekt – und sogar von seinen Verfahren bei der Justiz. Die Staatsanwaltschaft führte in der „Causa Chorherr“ bekanntlich Ermittlungen gegen acht Personen wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs, der Bestechlichkeit und der Bestechung.

"Justiz ermittelt jetzt
 schon seit drei Jahren"

Einvernahme. So sagt Chorherr zum Stand des Ermittlungsverfahrens und über seine Einvernahmen durch Beamte des Bundesamts für Korruptionsbekämpfung: „Nach drei Jahren Ermittlung ist kein einziger konkreter Beweis gegen mich aufgetaucht. Im Gegenteil: Die Aussagen von 19 Mitarbeitern der Widmungsbehörde MA 21 haben ergeben, dass alle untersuchten Widmungen völlig korrekt abgelaufen sind. Ich durfte zweimal meine Sicht einbringen. Jetzt hoffe ich, dass das Verfahren bald eingestellt wird.“

Selbstkritik: "Ich hätte 2010 
den Verein verlassen müssen"

Spender. Ob es vielleicht etwas zu unüberlegt war, für sein Charity-Projekt Spenden von millionenschweren Wiener Immobilienentwicklern anzunehmen, beantwortet Chorherr so: „Erstens: Die Hauptsponsoren kommen nicht aus der Immobilienbranche. Zweitens: Diese Initiative wurde 2003, also sieben Jahre vor unserem Re­gierungseintritt, begonnen. Und drittens: Da es sich bei der Planung und Errichtung von sechs Kindergärten und zwei Schulen um Bauprojekte handelte, die auch in einer Ausstellung im Wiener Architekturzentrum gezeigt wurden, wird verständlich, warum gerade Immobilienunternehmen sich dafür interessiert haben.“ Bei einem ersten Treffen im Café Museum mit dem INSIDER war von Christoph Chorherr aber auch etwas Selbstkritik zu hören: „Es war ein Fehler, nicht 2010, als die Grünen in Wien in die Stadtregierung gekommen sind, den Charity-Verein zu verlassen.“

Naiv? "Nein, es gab nie einen Verdacht auf andere Vorteile"

Vorwurf. Dazu sagte Chorherr jetzt im Talk: „Im Nachhinein sind wir alle klüger. Auch wenn ich mir in meinem konkreten Tun keinen einzigen Vorwurf mache, weil ich immer korrekt gehandelt habe.“ Er sei „heute stolz, was in Südafrika gelungen ist: 500 Kinder werden dort unterrichtet.“ Chorherr: „Aber trotzdem: Ich hätte der Initiative, den Grünen und auch mir viel Kritik erspart, wäre ich schon 2010 aus dem Verein ausgeschieden.“
 
Verdacht. Er hätte auch nie den Verdacht gehabt, dass manche Immobilienentwickler sich mit hohen Spenden andere Vorteile erhofft hatten: „Diesen Verdacht hätte ich gehabt, wenn auch nur einmal eine Andeutung gemacht worden wäre. Das war niemals der Fall.“
 

Fall Chorherr: Justiz schließt zwei Kapitel ab

 
Nach drei Jahren Ermittlungstätigkeit lieferte die Staatsanwaltschaft immerhin zwei Vorhabensberichte beim Justizministerium zur Begutachtung ab: Vermutlich wird eine Verfahrenseinstellung empfohlen. Was politisch brisant ist: Die Opposition wird die grüne Justizministerin dafür sicher heftig kritisieren, falls sie das Verfahren gegen einen grünen Ex-Politiker einstellen lässt.
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