Was tun mit tickenden Zeitbomben?

ISIS-Österreicher: Drei Frauen, vier Kinder wollen zurück

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Zumindest drei Frauen und vier Kinder von Austro-IS-Killern wollen heim nach Österreich.

Hunderte IS-Kämpfer haben sich in den vergangenen Tagen in der ostsyrischen Provinz Deir ez-Zor den kurdischen Truppen ergeben, darunter auch Österreicher. Es könnten rund 60 sein, schätzt das Innenminis­terium. Fest steht derzeit:

  • Eine 20-jährige Wienerin sitzt, wie berichtet, mit ihrem zweijährigen Sohn im kurdischen Camp Roj in Nordsyrien. Die junge Frau ist vor drei Jahren in den Jihad gezogen. Sie folgte ihrem Mann, einem Afghanen, der von Graz nach Syrien in den Krieg zog. Erst lebten sie in Rakka in Syrien, damals Hauptstadt der Terrormiliz.

Dort kam auch ihr Sohn zur Welt. Als die Amerikaner Rakka bombardierten, floh sie. 2017 stellte sie sich mit ihrem Baby den Kurden. Seither sitzen sie und ihr Kind im Camp Roj.

Österreicherinnen saßen zuletzt im Kampfgebiet

Einsatz. Die 20-Jährige will heim. Ihre Mutter in Österreich kämpft um ihre Rückkehr, schaltete die Jugendanwaltschaft ein. Ihr Fall wird derzeit „konsularisch geprüft“, so Außenministerin Karin Kneissl zu ÖSTERREICH. Lösung gibt es aber bisher keine.

  • „Zwei weitere Österrei­cherinnen und deren drei Kinder waren bis zuletzt in Baghus“, sagt Thomas Schmidinger zu ÖSTERREICH. Baghus war Kampfgebiet, die letzte Bastion der IS-Killer in Syrien. Die Stadt ist größtenteils rückerobert, alle Frauen und Kinder ergaben sich den vorrückenden kurdischen Einheiten.


Inzwischen werden mehrere Tausende Frauen, 1.500 Kinder und IS-Kämpfer aus 48 Ländern von Kurden in Camps festgehalten. Während US-Präsident Trump Europa aufforderte, die IS-Killer zurückzunehmen, will die kurdische Selbstverwaltung die Jihadisten nicht frei­lassen. „Die ausländischen Gefangenen sind zwar eine Last, aber ein Freilassen wäre auch für uns zu gefährlich“, so der kurdische Außenbeauftragte Abdulkarim Omar. Er ruft nur dazu auf, zumindest die Kinder zu nehmen: „Wir können nicht auch noch 1.500 schwer traumatisierte Kinder versorgen und erziehen.“ K. Wendl

320 Kämpfer aus Österreich waren in Krieg

  • IS-Killer. Laut Innen­ministerium reisten rund 320 Personen aus Österreich nach Syrien und in den Irak in den Jihad. Darunter auch viele Austro-Tsche­tschenen. Wie viele tatsächlich einen österreichischen Pass haben, ist offen.
  • Getötet. Rund 60 Österreicher wurden bisher getötet, darunter auch Mohamed Mahmoud. Der Wiener IS-Killer starb bei einem Bombenangriff.
  • Rückkehrer. Zwischen 90 und 100 IS-Anhänger sind wieder in Österreich zurück. 63 sind wegen ­Terrorvorwürfen in Haft.

Das sagt Kanzler Kurz: "Sicherheit unserer Bevölkerung geht vor"

Keine Schnellschüsse. „Hier handelt es sich um ein komplexes Thema. Wir sind da sehr zurückhaltend, was die Rücknahme dieser Personen betrifft. Es wird sicher keine Schnellschüsse geben.“
Rücknahme. „Die Sicherheit in Österreich ist für uns zentral, und insofern werden wir jeden Fall sehr genau prüfen.“
IS-Killer. „Es ist wahrscheinlich ein Unterschied zu machen, ob es eine Frau mit einem kleinen Kind ist, oder Menschen, die dort zahlreiche Leute abgeschlachtet haben.“

Das sagt Minister Kickl: "Wir brauchen hier weder IS-Kämpfer, noch Unterstützer"

  • Keine Rückkehrer.: „Wir werden ganz sicher nichts dazu beitragen, um Personen nach Österreich zurückzuholen, die sich an terroristischen Gräueltaten im Ausland beteiligt beziehungsweise diese unterstützt haben. Die Sicherheit der österreichischen Bevölkerung steht an erster Stelle. Wir brauchen hier weder IS-Kämpfer noch IS-Unterstützer.“
  • Prozesse vor Ort. : „Unter Einbindung von EU und UNO soll es Prozesse gegen alle, die sich dem IS an­geschlossen haben, in der Region geben.“
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