Nach Schuldenjahren

Krankenkassen drehen plötzlich ins Plus

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Sogar die traditionell marode Wiener Gebietskrankenkasse schreibt schwarze Zahlen.

Die Krankenkassen befinden sich offenbar auf einem guten Weg. Nach der vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger veröffentlichten Prognose rechnet die Krankenversicherung insgesamt mit einem Gebarungsüberschuss von 105,6 Millionen Euro. Auch die neun Gebietskrankenkassen erwarten mit 39,7 Mio. Euro ein positives Ergebnis. Bei der letzten Prognose im Mai war noch von einem Defizit von 12 Mio. Euro für die gesamte Krankenversicherung und von 77 Mio. Euro für die neun GKKs ausgegangen worden.

Sparen mehr als gefordert
Als Hauptgrund für die positive Entwicklung nennt der Hauptverband eine Übererfüllung der Finanzziele. Der Hauptverband hatte mit den Kassen eine Kostendämpfung von 214 Millionen Euro für heuer vereinbart als Voraussetzung dafür, dass sie die 100 Millionen aus dem Strukturfonds erhalten. Nach derzeitigem Stand werden die Kassen aber nicht nur 214 Mio. sondern sogar rund 270 Mio. Euro an Einsparungen zustande bringen.

Mehr Menschen haben Jobs
Zudem fallen die Steigerungsraten im Medikamentenbereich deutlich geringer aus als noch im Vorjahr erwartet. Für heuer wird derzeit ein Kostenwachstum von 3,8 % angenommen, in den vergangenen Jahren war es noch über 6 % gelegen. Darüber hinaus macht sich auch bei den Sozialversicherungen langsam die bessere Wirtschaftsentwicklung bemerkbar - seit einigen Monaten steigen die Beitragseinnahmen wieder.

Sogar WGKK im Plus
Bemerkenswert ist vor allem, dass nach dieser Prognose von den neun Gebietskrankenkassen heuer fünf positiv abschließen werden. Die jahrelang tiefrote Wiener Kasse erwartet ein Plus von 39,8 Mio. Euro. Hauptgrund dafür ist allerdings, dass die WGKK aufgrund eines Erkenntnisses des Verfassungsgerichtshofes 49 Mio. Euro an Nachzahlungen der Stadt Wien für das Hanusch-Krankenhaus eingeplant hat.

Ein positives Ergebnis erwarten auch die Gebietskrankenkassen in Kärnten (plus 15 Mio.), Tirol (+5,8 Mio.), Burgenland (+2,8 Mio.) und Vorarlberg (+1,3 Mio.). Im Minus sind die Steiermark (-1,0 Mio.), Salzburg und Niederösterreich (je -4,0 Mio.) und am tiefsten in den roten Zahlen befindet sich die jahrelang als Musterschüler geltende Oberösterreichische GKK mit minus 16,0 Mio. Euro. Ein negatives Ergebnis erwartet auch die Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) mit minus 10.9 Mio. Euro.

Im Hauptverband warnt man allerdings davor, dass sich die Kassen nun auf den Lorbeeren ausruhen. Ohne den für 2011 noch nicht fixierten Strukturfonds und die damit verbundenen Finanzziele würde die Krankenversicherung im nächsten Jahr mit 244 Mio. Euro ins Minus rutschen.

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