Während der „Gusi-Hunderter“ in der Bevölkerung auf wenig Gefallen stößt, erhöht die SPÖ den Druck auf die ÖVP. Andere Mehrheiten seien möglich.
100 Euro als Teuerungsausgleich: Für dieses Anliegen wirft Kanzler Alfred Gusenbauer seit einer Woche sein ganzes politisches Gewicht in die Waagschale. Sein Pech: Nach dem Koalitionspartner ÖVP lässt auch die Bevölkerung den SPÖ-Chef abblitzen.
Mehrheit dagegen
In einer exklusiv für ÖSTERREICH durchgeführten
Gallup-Umfrage lehnen 53 Prozent den einmaligen 100-Euro-Bonus für Personen
mit niedrigem Einkommen ab. Nur 43 Prozent der Befragten stimmen für
Gusenbauers Anliegen. „Solche Umverteilungsmaßnahmen kommen angesichts der
hohen Steuerbelastung schlecht an. Die Menschen wünschen sich langfristig
wirkende Reformen gegen die Inflation“, sagt Gallup-Experte Fritz Karmasin.
Parteibonus
Allerdings kann Gusenbauer bei seiner Stamm-Klientel
punkten: Unter den deklarierten Rot-Wählern halten 73 Prozent den
„Gusi-Hunderter“ für eine gute Idee, nur 24 Prozent glauben das Gegenteil.
Drohung mit anderer Mehrheit. Die SPÖ verstärkte jedenfalls gestern den Druck auf die widerspenstige Volkspartei: Klubchef Josef Cap wollte nicht ausschließen, dass man sich auch andere Mehrheiten jenseits der ÖVP suchen könnte, falls es zu keiner Einigung über den Teuerungsausgleich kommen sollte. Ein Vorstoß, der einem Koalitionsbruch gleich kommen würde.
BZÖ und Grüne bereit
Die potenziellen
Mehrheitsbeschaffer würden mit BZÖ und Grüne bereit stehen. Sie zeigten sich
bisher aufgeschlossen gegenüber dem „Gusi-Hunderter“ und könnten der SPÖ
helfen, die ÖVP im Parlament zu überstimmen. Wobei der Grüne Karl Öllinger
angesichts des Dauerstreits nicht weiß, „welche der Regierungsparteien
gerade Kasperl und welche das Krokodil ist“.
ÖVP mauert
Ob sich die Schwarzen beim Teuerungsausgleich
bewegen, scheint derzeit ausgeschlossen. Sozialsprecher Werner Amon lehnte
den Inflations-Hunderter als „Preistreiber“ erneut deutlich ab.
Kanzler wirbt
Der Kanzler bewarb sein Anliegen unterdessen auf
seiner Homepage via Online-Podcast. Das Verteilen der 100 Euro an sozial
Schwache sei eine „Überbrückungshilfe“ bis die Teuerung sinkt und die
Steuerreform greift, erklärte Gusenbauer.
(hov)