"Haltlose Unterstellungen"

Wahlärzte: Ärztekammer erbost über ÖGK

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 Die jüngst präsentierten Reformvorschläge der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) in Sachen Wahlarztsystem stoßen der Ärztekammer sauer auf.  

Kammerpräsident Johannes Steinhart ortete am Freitag "haltlose Unterstellungen". "Immer, wenn sich die Situation im Kassenbereich zuspitzt, reitet ÖGK-Obmann Andreas Huss gegen sein liebstes Feindbild, die Wahlärzte, aus. Danach kann man fast schon die Uhr stellen", beklagte er.

Huss hatte am Donnerstag Vorschläge für die von ihm geforderte Reform des Systems gemacht. Konkret plädierte er etwa für eine verpflichtende E-Card-Anbindung für Wahlärztinnen und Wahlärzte. Wenn diese mit dem öffentlichen System zusammenarbeiten wollten, "müssen sie in Zukunft auch mit diesem kommunizieren, denn derzeit ist das Wahlarztsystem für uns eine Black Box", so sein Argument. Von den rund 10.000 Wahlärzten und -ärztinnen hätten nur rund 460 eine E-Card-Anbindung.

"Rosinenpicken" 

Er beklagte weiters das "Rosinenpicken" bei Kassenverträgen - wobei jene der ÖGK gekündigt würden - und erläuterte, dass Spitalsärzte und -ärztinnen mancherorts nur mehr zu bekommen seien, wenn man ihnen die Möglichkeit gebe, nebenbei eine Wahlarztpraxis zu betreiben. Das könne auch zu korruptionsähnlichen Vorgehensweisen führen, bei denen dann gegen Wahlarzthonorar Operationslisten vom zufällig auch im Spital operierenden Arzt verändert werden, verwies er auf Ausführungen von Transparency International. Huss forderte transparente OP-Wartezeitenlisten, die mittels transparenter Codierung auch ersichtlich machen würden, ob jemand vorgereiht wurde.

Ärztekammerpräsident Steinhart zeiget sich "erschüttert" über die seiner Ansicht nach "mangelnde Denktiefe der Lösungsansätze". Er kritisierte, dass die Umsetzung des einheitlichen Leistungskatalogs auf sich warten lasse - den die Ärztekammer in "jahrelanger harter Arbeit" erstellt und der ÖGK vor über einem Jahr übermittelt habe. "Aber nein, stets sind die Wahlärzte die Wurzel aller Übel im Kassenbereich. Ich erwarte, dass sich die übrigen ÖGK-Funktionäre endlich schützend vor die Ärzteschaft stellen und diesen sinnlosen Attacken Einhalt gebieten."

"Unerträglich"

Spitalsärztinnen und Spitalsärzte in die Nähe von Korruption zu rücken, sei "unerträglich", empört sich Harald Mayer, der Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Die Unterstellung, dass Spitalsärzte gegen Wahlarzthonorar OP-Wartezeitlisten manipulieren würden, sei "völlig haltlos", versicherte Mayer: "Es gibt keine Hinweise, dass hier Missbrauch betrieben wird."

"Wenn das der Dank für die Leistungen der Spitalsärztinnen und Spitalsärzte in den vergangenen Jahren sein soll, brauchen wir uns über die Besetzungsprobleme in den Spitälern nicht zu wundern. Ich verlange von Huss für seine diesbezüglichen Anspielungen eine öffentliche Entschuldigung", sagte Mayer. Es wäre angebracht, die Spitalsärztinnen und Spitalsärzte angemessen zu entlohnen, dann stelle sich die Frage nach zusätzlichen Wahlarztpraxen nicht.

"Die Wahlärztinnen und Wahlärzte sind ein unersetzlicher Teil der Versorgung für die Patientinnen und Patienten in unserem Land", hielt auch Kammer-Vizepräsident Edgar Wutscher, der auch Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte ist, fest. Wahlärzte würden die Versorgung in Regionen, wo Kassenärztemangel herrsche, aufrecht erhalten. Die Forderung nach einer verpflichtenden E-Card-Anbindung für Wahlärztinnen und Wahlärzte sei dagegen "fast schon zum Lachen", befand Wutscher: "Schließlich war es die ÖGK, die diese Anbindung bis vor Kurzem völlig blockiert hat."
 

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