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FPÖ-Klubobmann distanziert sich

Angezeigter AfD-Aktivist: Videobotschaft mit Kickl

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Jener AfD-Aktivist, der am Samstag in einem Video die Vergasung im KZ mit der Corona-Impfung verglichen hatte, veröffentlichte auch eine Videobotschaft mit Herbert Kickl. Dieser distanziert sich nun in einer Stellungnahme von den Aussagen des Youtubers.

Zuerst drehte AfD-Aktivist Stefan Bauer in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen ein Skandal-Video, in dem er Covid-19-Impfstoffe mit dem Gift Zyklon B, das in der NS-Zeit zum Massenmord eingesetzt wurde, vergleicht (oe24 berichtete), anschließend fuhr der YouTuber, gegen den deswegen eine Anzeige nach dem Verbotsgesetz erstattet wurde, weiter nach Wien, wo er an der Corona-Demo teilnahm.
 
 

 

 

 


 

Bei der Versammlung am Heldenplatz drehte Bauer auch ein Video mit FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl, der - auf die Demonstrationen angesprochen - ausrichten ließ, er wünsche sich, "dass der Funke auch auf Deutschland überspringen" möge.
 

Kickl distanziert sich

Kickl selbst verurteilt jetzt in einer Stellungnahme Bauers Vergleich der Impfstoffe mit dem NS-Massenmordgift. "Ich bin verantwortlich für das, was ich sage, und nicht für das, was mein Gegenüber sagt bzw. für dessen anderswo getätigte Aussagen", sagte er gegenüber oe24. "Die Gleichsetzung der Gegenwart mit den unvergleichlichen Schrecken und Verbrechen der NS-Zeit ist selbstverständlich fehl am Platz, derartiges verurteilen wir aufs Schärfste.“ 
 
Herbert Kickl verneint außerdem, Stefan Bauer oder seine Aussagen im Vorfeld der gemeinsamen Videobotschaft gekannt zu haben: „Ich habe an diesem Tag zahlreiche Stellungnahmen gegenüber Personen, die als Journalisten oder Blogger aufgetreten sind, abgegeben. Weder für die Kundgebung am Heldenplatz noch für die Veranstaltung im Prater gab es eine Akkreditierungspflicht für Medienvertreter. Herr Bauer war mir weder namentlich noch persönlich bekannt und er hat sich – wie im Übrigen viele andere auch, die eine Frage hatten – auch nicht vorgestellt", sagte der FPÖ-Klubchef in der Stellungnahme.
 
Zu seiner Aussage, der Demonstrationsfunke solle auf Deutschland überspringen, steht Kickl: "Dass der Funke des Widerstands und friedlichen Protests gegen Corona-Zwangsmaßnahmen und der Einsatz für Freiheit und Demokratie auch auf Länder wie Deutschland überspringen soll, ist ja nur logisch und wünschenswert, weil auch dort Zwangsmaßnahmen gesetzt werden, welche die Grund- und Freiheitsrechte der Bürger auf allen Ebenen aushebeln. Das ist kein Spezifikum der Regierung Kurz."
 

Anzeige gegen Bauer wegen Zyklon B-Vergleich

 

An der Corona-Demonstration und am Sturm auf das Gebäude einer Versicherung am Samstag in Wien waren jedenfalls AfD-Aktivisten beteiligt. Es gab drei Anzeigen und zwei Festnahmen nach dem Verbotsgesetz, hieß es in einer Presseaussendung des Innenministeriums. "Der Vergleich des Covid19-Impfstoffs mit dem Gift Zyklon B, das Millionen von Menschen den Tod gebracht hat, ist nicht nur das Verbreiten von Verschwörungstheorien, sondern widerwärtig und kriminell", so Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). "Wir sehen hier eine Form des Geschichtsrevisionismus, die dazu beiträgt, die Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren und zu verharmlosen."
 
Meinungs- und Redefreiheit sei ein hohes Gut. "Meinungsfreiheit hört allerdings dort auf, wo die Verbrechen des Nationalsozialismus verharmlost und historisch unhaltbare Vergleiche zum NS-Terrorregime gezogen werden. Diesen Missbrauch des Ortes lehnen wir entschieden ab", erklärte Barbara Glück, Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Solche Vergleiche im Kontext der Covid-19-Maßnahmen sprächen entweder von erschreckender historischer Unkenntnis oder von bewusster verhetzender Meinungsmanipulation.
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