Das Burgenland ist mit täglich mit bis zu 3.000 Migranten konfrontiert, die Bevölkerung ist zutiefst verunsichert. Lutzmannsburgs Bürgermeister Roman Kainrath: "Ich bin niemand, der sagt 'Wir sollen nicht helfen', aber wie soll das weitergehen?"
Den Menschen, die aufgrund widriger Umstände ihre Heimat verlassen und nach tausenden Kilometern in seiner Gemeinde landen, macht er keine Vorwürfe. So geht es aber nicht weiter, denn täglich stranden 20 bis 40 Flüchtlinge allein in Lutzmannsburg (Bezirk Oberpullendorf), die Bevölkerung sei massiv verunsichert, es brauche eine europäische Lösung, fordert Bürgermeister Roman Kainrath (SPÖ) im Gespräch mit der APA.
Die Strategie der Schlepper-Mafia
"Es gibt eine Route über das Waldgebiet und man erkennt eine Strategie der Schleppermafia. Zunächst kommen kleine Gruppen über die Grenze, um Kräfte zu binden, und dann übertreten wo anders große Gruppen die Grenze", erklärte er. "Ich bin niemand, der sagt 'Wir sollen nicht helfen', aber wie soll das weitergehen?"
Flüchtling naschte in Garten Weintrauben
Im Wald würden die Migranten oft Kleidung und Müll zurücklassen. "Die Jägerschaft ist schon verzweifelt, das Gebiet ist wertlos. Sie machte schon eine Müllsammlung, das waren Tonnen an Kleidung", berichtete Kainrath. Ihm habe auch eine Einwohnerin erzählt, dass sie von einem Flüchtling im Garten überrascht wurde, Weintrauben essend: "Der hat sie nicht gestohlen, der hatte Hunger. Aber diese Einzelfälle verunsichern." Eine andere habe sich bei einem Spaziergang im Wald versteckt, als ihr 15 bis 20 junge Männer entgegenkamen.
Die aufgegriffenen Personen werden täglich mit Reisebussen weiter transportiert. "Die Zustände sind unvorstellbar, Tag für Tag", meinte der Bürgermeister und sieht Polizei und Bundesheer an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angekommen.
Lösung auf EU-Ebene gefordert
Kainrath drängt daher auf europäische Lösungen. Zum einen brauche es einheitliche Asylstandards in ganz Europa: "Damit kein Land interessanter ist als ein anderes." Zum anderen sollen Asylanträge außerhalb der Außengrenze möglich sein. Nicht zuletzt müsse die Hilfe in den Herkunftsländern intensiviert werden, so der Bürgermeister und SPÖ-Landtagsabgeordnete.
Ebenso Grenzgemeinde, aber nicht so dramatisch sieht die Situation Johann Weber (ÖVP), Bürgermeister in Eberau (Bezirk Güssing). Abgesehen von einem Vorfall, bei dem ein Schlepper auf Soldaten geschossen haben soll, ist ihm in seiner Ortschaft kein Zwischenfall bekannt. "Es sind laufend Flüchtlinge da, aber durch die Präsenz des Bundesheeres bekommt die Bevölkerung nicht so viel davon mit. Man sieht sie oft wo sitzen und auf den Weitertransport warten", meinte Weber.
Lob für Polizei und Bundesheer
In Eberau habe man die "grünen Grenzübergänge" wie Feldwege für Fahrzeuge unpassierbar gemacht. Sie können nur noch von Radfahrern oder Wanderern genutzt werden. Bundesheer und Polizei würden eine gute Arbeit leisten, als Bürgermeister werde er auch laufend informiert.
Die starke Präsenz des Heeres und der Polizei würde den Einwohnern Sicherheit geben. Auch er bemerkt ein größeres Aufkommen in den vergangenen Wochen. "Die Balkanroute war ja geschlossen, aber momentan ist sie sehr aktiv. Besser wäre, sie würden sich gar nicht auf den Weg machen. Es ist aber schwierig, das in den Griff zu bekommen", sieht auch Weber die Notwendigkeit einer Lösung auf Europa-Ebene.