Nach Erdbeben

Beben in Türkei und Syrien: "Jede Rettung ein irrer Motivationsschub"

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Das Bundesheer trainiert in Eggendorf nach dem schweren Erdbeben nun Katastropheneinsätze. Am Freitagnachmittag zeigten sie ihre Arbeit unter anderem Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), die sich über die Rettung von bisher neun Menschen freute. 

Eggendorf. Betontrümmer türmen sich, Stahlträger ragen aus den Wänden, ein kaputtes Fahrrad ragt aus dem Schutt - das Szenario am Truppenübungsplatz des Bundesheeres in Eggendorf (Bezirk Wiener Neustadt-Land) ähnelt einem Erdbebengebiet, denn hier trainiert die Austrian Forces Disaster Relief Unit (AFDRU). Am Freitagnachmittag zeigten sie ihre Arbeit unter anderem Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), die sich über die Rettung von bisher neun Menschen freute.

Das abrissreife Gebäude am Katastrophenhilfeübungsplatz Tritolwerk dient den Einsatzkräften zur Vorbereitung ihrer schwierigen Arbeit bei tatsächlichen Katastrophen. Angenommen wurde bei der Übung am Freitag die Rettung einer Person aus dem ersten Stock sowie eines unter Betonplatten Verschütteten. Nachdem sich der Kommandant ein Bild von der Lage macht und die Einsatzkräfte selbst sicher sind, erfolgt die Ortung von Personen entweder durch Rettungshunde oder mit Hilfe der Technik. Technisches Gerät braucht es dann auch, um sich Zugang zu den Verletzten zu verschaffen.

Es ist Schwerstarbeit, die Trümmer mit der Betonsäge zu zerlegen, auch die hydraulische Bergeschere kommt zum Einsatz. Ist der Verletzte erst einmal geborgen, wird er mit der Trage abtransportiert und den lokalen Rettungskräften übergeben.

Ausgezeichnete Zusammenarbeit mit türkischen Behörden

Die Zusammenarbeit mit den türkischen Behörden funktioniere "ausgezeichnet", erklärte Einsatzleiter Bernhard Lindenberg, zugeschaltet via Telefon aus Antakya. "Ganze Ortschaften sind flächendeckend zertrümmert, das ist auch eine Gefahr für die Retter." Die österreichische Mannschaft versuchte am Freitag, in die Altstadt zu kommen - zu Fuß, denn für Lkw gab es kein Fortkommen. Zwar sinke die Überlebenschance nach 100 Stunden, aber: "Wir hören nicht auf, so lange noch eine Chance besteht", meinte Lindenberg.

Jürgen Schlechter, Oberst des Generalstabsdienstes, erläuterte in Eggendorf die Aufgaben der AFDRU und hob deren rasche Einsatzbereitschaft hervor. Die 82 Soldaten sind auf eine Einsatzdauer von zehn Tage vorbereitet, dies sei ohne Unterstützung des Gastlandes möglich, da sie selbst etwa Wasser, Verpflegung und Medikamente mitbringen. "Die große Herausforderung ist die Zeit", verwies auch er auf die 100-Stunden-Regel - ein "statistischer Wert". Neun Personen konnten von AFDRU in der Türkei lebend aus den Trümmern geholt werden, eine durchaus hohe Zahl, so Schlechter: "Jede Lebensrettung ist ein irrer Motivationsschub." Den österreichischen Helfern gehe es gut, ein Rettungshund verletzte sich, aber auch er sei inzwischen wieder wohlauf, so Schlechter.

Alles hat sehr schnell funktioniert

Auch Tanner betonte, dass das regelmäßige Training für den Katastrophenfall zentral ist. Ab der ersten Information über das Erdbeben habe "alles sehr schnell funktioniert". Nach dem Einsatz gelte es, die Kräfte wieder gesund in die Heimat zu bringen. Selbstständig verlängern könnte Österreich diesen nicht.

Angesprochen auf Aussagen des niederösterreichischen FPÖ-Landesparteiobmanns Udo Landbauer, der die Hilfsgelder kritisiert hatte, meinte die Ministerin: "Diese Aussage richtet sich von selbst. Neun Menschen wurden gerettet. Da will ich gar kein zusätzliches Wort darüber verlieren", verwies sie auf die Bilder aus den Erdbebengebieten.

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