Angesichts immer neuer Hitze-Rekorde hat die Arbeiterkammer Wien Arbeitsminister Martin Kocher einen Forderungskatalog vorgelegt. Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer sollen dadurch besser vor den Auswirkungen der Hitze geschützt werden.
Der von Arbeitsminister Martin Kocher eingesetzte Hitzegipfel sei ergebnislos gewesen, meinte die Arbeiterkammer Wien (AK Wien) am Mittwochvormittag vor Journalisten. Daher fordere man nun konkrete Maßnahmen, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer besser vor der Hitze zu schützen.
Bezahlt Hitzefrei als letzter Ausweg
Bei mehr als 25 Grad müssten organisatorische, technische oder personenbezogene Maßnahmen getroffen werden, um die Temperatur zu senken, so eine Forderung der Arbeitnehmervertreter. Sollte es durch bauliche, technische und bauliche Maßnahmen nicht möglich sein, die Temperatur unter 30 Grad zu halten, müsste es laut der AK Wien bezahlt hitzefrei geben. "Es geht aber nicht darum, dass alle hitzefrei haben", sagte Ines Stilling, Bereichsleiter Soziales der AK Wien. Dies wäre nur der letzte Ausweg, wenn keine andere Lösung gefunden werde.
Keine Mehr- und Überstunden an Hitzetagen
An Hitzetagen sollte es auch keine Mehr- und Überstunden geben, forderte die AK Wien. Für jene Beschäftigten, die im Freien arbeiten, müsse es weiters UV-Grenzwerte sowie eine jährliche Vorsorge-Hautuntersuchung geben - sowie die Anerkennung von "hellem Hautkrebs" als Berufskrankheit. Die Arbeitnehmervertreter fordern weiters die Arbeitsniederlegung bei Ozonalarm, wenn die Arbeit nicht in Innenräume verlegt werden kann. Und für systemrelevante Berufe sollte es an Hitzetagen eine tägliche Höchstarbeitszeit von 8 Stunden geben.
Darüber hinaus müsse festgestellt werden, dass eine hitzebedingte Körperschädigung wie etwa ein Hitzschlag auch ein meldepflichtiger Arbeitsunfall sein kann. Und die Beschäftigten sollten unbeschränkten Zugang zu Trinkwasser sowie menschenwürdige Sanitätseinrichtungen haben. Um diese Forderungen wirksam umzusetzen, bedürfe es weiters konkreterer Strafbestimmungen im Arbeitnehmerinnenschutzgesetz bzw. den Spezialgesetzen sowie verstärkter Vor-Ort-Kontrollen während Hitzeperioden.
Leistungsfähigkeit sinkt ab 25 Grad
Das Forderungspaket begründete die AK Wien mit den Auswirkungen von Hitze auf die Arbeitskräfte. Bereits ab einer Temperatur von 25 Grad lasse die Konzentration nach, gebe es mehr Arbeitsunfälle und sinke die Produktivität, stellte Hans-Peter Hutter, stellvertretender Leiter der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin der Medizinischen Universität Wien, fest.
Vor allem die rund 400.000 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer, die im Freien arbeiten, seien von den "drastisch steigenden Hitzetagen" betroffen: Sie seien der UV-Strahlung und der Hitze schutzlos ausgeliefert. Dies betreffe nicht nur die Beschäftigten am Bau, sondern auch in der Montage, der Gastronomie, im Außendienst und in der mobilen Pflege, führte die AK Wien aus. Aber auch in Fabrikshallen, Fahrerkabinen, Bussen oder etwa Baufahrzeugen sind die Beschäftigten laut AK Wien starker Sonnenstrahlung ausgesetzt. Dennoch gebe es keine arbeitsrechtlichen Verbesserungen, sagte Stilling.