Kurz-Rücktritt

Biograf Ronzheimer schließt Kurz-Comeback nicht aus

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Stellvertretender ''Bild''-Chefredakteur bezeichnet Ex-Kanzler als ''absoluten Vorzeigepolitiker''.

Berlin/Wien. Der stellvertretende "Bild"-Chefredakteur und Kurz-Biograf Paul Ronzheimer kann sich einen Rückzug vom Rücktritt von ÖVP-Obmann und Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz durchaus vorstellen. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass er in ein paar Jahren ein Comeback planen könnte", sagte Ronzheimer am Donnerstag gegenüber der APA. "Ich glaube, dafür ist Sebastian Kurz zu sehr 'political animal', als dass er jetzt sagt, er wird das nie wieder versuchen."

Kurz sei ja mit seinen 35 Jahren noch jung. "Selbst wenn er mit 40 versuchen würde, zurückzukommen, wäre er immer noch sehr jung", betonte Ronzheimer. Entscheidend sei nun, ob es eine Anklage und in Folge einen Freispruch gebe.

Ronzheimer selbst hat über den Rückzug von Kurz im Vorfeld nicht Bescheid gewusst. "Mir war immer klar, dass diese Möglichkeit bestand, aber dass es so schnell ging, hat mich durchaus überrascht", sagte Ronzheimer, dessen Kurz-Biografie 2018 erschien. Allerdings sei der Rückzug derzeit durchaus verständlich. Das Justizverfahren dauere sehr lang. Die Partei und Kurz würden "dauerhaft unter Feuer" stehen. Und selbst bei einer erfolgreichen Wahl, wonach es aber derzeit nach den Umfragen nicht aussehe, hätte Kurz keinen Koalitionspartner, solange die rechtlichen Fragen nicht geklärt seien. "Ich glaube, ein Comeback kann es nur geben, wenn es keine Anklage gibt oder einen Freispruch, wenn er also die rechtlichen Vorwürfe gegen sich persönlich aufklären kann."

Ronzheimer: Kurz ist ein "absoluter Vorzeigepolitiker"

Angesprochen auf die internationale Rolle nannte Ronzheimer Kurz einen "absoluten Vorzeigepolitiker für viele konservative Parteien in Europa, insbesondere in Deutschland". "In Deutschland haben sich viele, die in der CDU/CSU Karriere machen wollten, an ihm orientiert. Das hat sich natürlich durch den Rückzug als Kanzler schon ein bisschen verändert." Kurz sei in seinem Auftreten ein "absoluter Ausnahmepolitiker" - dadurch, dass er so jung ins Amt gekommen und "rhetorisch so talentiert" sei sowie auch den Mut gezeigt habe, sich als Politiker eines kleinen Landes gegen die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zu positionieren, was "in konservativen Kreisen durchaus für Respekt gesorgt hat."

"So einen brauchen wir auch", hatte die "Bild"-Zeitung einst getitelt. Ronzheimer erklärte, dass sich diese Schlagzeile auf die Debatte rund um den ersten Lockdown im Frühjahr 2020 bezog, "wo es um die Entschiedenheit ging". Er würde nicht sagen, dass Kurz' Coronapolitik ausschließlich erfolgreich war. Aber am Anfang habe Kurz schnell einen "entschiedenen Lockdown hinbekommen und dann auch wieder geöffnet". Das habe die Zeitung zu diesem Zeitpunkt als "beispielhaft" gesehen.

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