Komplexitätsforscher Peter Klimek im ÖSTERREICH-Interview zur aktuellen Corona-Lage.
ÖSTERREICH: War es das – flachen die Infektionszahlen jetzt wirklich ab?
Peter Klimek: Das ist eine Momentaufnahme, da schaut es in der Tat so aus. Wir haben schon einige Tage lang bei den positiven Testungen eine Rückläufige Entwicklung. Auch die Indikatoren aus dem Abwasser und die Spitalszahlen bestätigen diesen Trend. Wir können davon ausgehen, dass der vorläufige Höhepunkt erreicht ist. Das hängt natürlich damit zusammen, dass wir jetzt sehr warmes Wetter haben.
ÖSTERREICH: Aber ist die Welle schon richtig vorbei?
Klimek: Da bin ich noch zurückhaltend. Der Winter steht uns noch ins Haus. Aber ob wir jetzt auf diesem derzeitigen Niveau bleiben, oder ob es doch noch deutlich hinauf geht, da traue ich mich keine Abschätzung abgeben.
ÖSTERREICH: Und der einzige Grund für die Verlangsamung der Infektionen ist das Wetter?
Klimek: Wir setzen mittlerweile keine Maßnahmen. Das heißt, was jetzt die Wellen abbremst, sind externe Faktoren wie das Wetter. Aber auch die Immunisierung der Bevölkerung. Die große Frage: Wie hoch können die Ansteckungen im Herbst werden? Wir schätzen, dass es in den letzten Wochen eine sehr hohe Dunkelziffer gegeben hat. Je höher diese Dunkelziffer, desto höher die Immunisierung und desto weniger stark können künftige Wellen ausfallen.
ÖSTERREICH: Aber können wir schon sagen ‚Hurra, wir sind glimpflich durch diese Welle gekommen‘?
Klimek: Vorläufig ja. Die Frage ist, inwiefern diese Welle nur eine Verschnaufpause einlegt und wie viel Benzin noch im Tank ist. Der Winter ist aber noch lang, wir müssen uns auf mehrere Infektionswellen einstellen.