Am Tag der Veröffentlichung des Videos war ein möglicher Drahtzieher des Ibiza-Coups, ein Wiener Anwalt, dreimal bei seinem geheimen Safe.
Wien. Schritt für Schritt sammeln die Ermittler der Soko Tape des Bundeskriminalamts Fakten zur mutmaßlichen Tätergruppe im Politthriller, der Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache den Job kostete und der Republik eine mittelgroße Regierungskrise beschert hat.
Jetzt kamen die Rechercheteams der Investigativplattform EU-Infothek.com an weitere interessante Kripo-Berichte zu drei Hausdurchsuchungen in einer Wohnung des Ibiza-Anwalts sowie in dessen Kanzlei im ersten Bezirk und im noblen Hotel-Palais Coburg.
Soko Ibiza entdeckt bei Hausdurchsuchung Drogen
So fanden die Soko-Ermittler in einer der Wohnungen des Juristen, der seine Mittäterschaft beim Video-Krimi als „demokratiepolitisches Projekt“ erklärt hat, neben sieben Handys und zahlreichen Datensticks auch 2,6 Gramm Kokain.
Diese Wohnung in Wien-Alsergrund hatte auch seine Langzeit-Freundin, ein TV-Starlet, noch vier Tage vor der Veröffentlichung des Videos als offiziellen Hauptwohnsitz angegeben, erst am 13. Mai hat sie sich umgemeldet.
Bei der Auswertung der Kontodaten des Juristen entdeckten die Kriminalisten dann aber noch etwas: Zahlungen für eine Safe-Miete im Palais Coburg. Auch dort hielt die Soko am 20. August 2019 Nachschau: Der Safe war von einem Strohmann angemietet worden, der Wiener Rechtsanwalt war aber Verfügungsberechtigter und hatte eine Zutrittsvollmacht. Just am Tag der Hausdurchsuchung hatte er aber die Zutrittskarte verlegt – die Kripo musste diese Geldkassette aufbohren lassen, sie war bereits leer.
Zeuge belastet Ibiza-Clique: »Pläne zur Erpressung Straches«
Die gespeicherte Auflistung der Zugriffe auf diesen Safe ist aber besonders interessant: So war der Rechtsanwalt alleine am Freitag, dem 17. Mai 2019, dreimal bei seinem Safe im Hochsicherheitsbereich des Palais (um 9.33 Uhr, 14.37 Uhr und 15.53 Uhr). An diesem Tag wurde das Ibiza-Video von den deutschen Medien Süddeutsche Zeitung und Der Spiegel veröffentlicht. Zum letzten Mal kam er dann am 26. Mai 2019 zum Schließfach.
Trotz mehrmaliger Versuche einer telefonischen Kontaktaufnahme wollte der Haupttatverdächtige nicht über die Hausdurchsuchungen und seinen Safe im Palais Coburg sprechen.
Sein Anwalt Richard Soyer richtete dem INSIDER dazu schriftlich aus: „Unser Mandant kann keine Angaben zur Sache machen. Unser Mandant nimmt keine Drogen, das Ermittlungsverfahren gegen unseren Mandanten wegen des Verdachts des unerlaubten Umgangs mit Suchtgiften wurde eingestellt.“
In einem langen Gespräch mit dem INSIDER berichtete nun aber auch der Ex-Privatermittler Sascha Wandl einiges über die Treffen der ganzen Ibiza-Clique bei einem Nobelitaliener in der City, an denen auch sein früherer Geschäftspartner, der Rechtsanwalt, teilgenommen hat: „Die Ibiza-Gruppe hat schon seit dem Jahr 2014 immer wieder geplant, Strache mit irgendwas zu erpressen. Es ging immer darum, wie sie zu mehr Geld kommen. Der Kokain-Konsum kostet pro Person und Woche ja Tausende Euro. Erst viel später kam das politische Motiv dazu.“ (rs)