Schulversuch

Erneut Debatte um Gesamtschule

Teilen

In Vorarlberg hat sich die neue Regierung auf einen Schulversuch geeinigt.

Vorarlberg lässt in Sachen Gesamtschule nicht locker. Zwar war Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) mit seinem Ansinnen einer Erprobung der Gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen zu Jahresbeginn noch beim damaligen Parteichef Michael Spindelegger abgeblitzt. Im Programm der neuen Vorarlberger schwarz-grünen Landesregierung ist ein solcher Schulversuch aber erneut explizit angedacht.

Heftiger Widerstand
Vorarlbergs Schullandesrätin Bernadette Mennel (ÖVP) hatte bereits im Dezember 2012 angekündigt, in Österreichs einwohnerstärkster Marktgemeinde Lustenau einen Schulversuch zur Schule der Zehn- bis 14-Jährigen lancieren zu wollen. Nach heftigem Widerstand aus den Schulgemeinschaften wurde das Projekt aber abgesagt.

Anstelle der praktischen Erprobung startete die Landesregierung - nach ihrer Ankündigung zum Handeln gezwungen - im vergangenen Jahr eine Forschungsinitiative zur Gesamtschule. In dieser setzen sich Expertengruppen unter anderem mit rechtlichen und organisatorischen Fragen sowie pädagogischen Konzepten der Gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen auseinander. Im November 2013 nahmen rund 19.500 Lehrer, Eltern und Schüler an einer Befragung teil. Die Ergebnisse der Umfrage sollen in Kürze vorliegen, abgeschlossen sein wird das 100.000 Euro teure Projekt bis Mai 2015.

Das Koalitionspapier von Vorarlberger ÖVP und Grünen sieht nun vor, erst einmal das Projektende abzuwarten. Anschließend soll aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen ein "Vorschlag für einen regionalen Schulversuch 'Gemeinsame Schule'" entwickelt werden, wie es im Regierungsprogramm heißt. Es wird also nicht - wie vielfach kolportiert wurde - eine landesweite Umstellung des Schulsystems im Rahmen einer "Modellregion Vorarlberg" angestrebt. Der Schulversuch, so er zustande kommt, wird regional beschränkt sein.

Für die Durchführung des Schulversuchs wird Vorarlberg allerdings unter Umständen die Zustimmung des Bundes brauchen. Im Koalitionspapier wird dies so ausgedrückt: Die Landesregierung werde die "Bundesregierung ersuchen, diesen zu ermöglichen". Jedenfalls sollen aber die Erkenntnisse des Forschungsprojekts, "die im eigenen Bereich umgesetzt werden können, offensiv angegangen" werden.

   Gesamtschul-Gegner bauen indes schon vor: Die AHS-Lehrergewerkschaft bzw. ihr nahe stehende Gruppierungen mobilisieren seit einigen Tagen für die Initiative "ProGymnasium": Unterzeichnet haben unter anderem Ex-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) sowie vor allem Lehrer und Direktoren. Neben dem Erhalt des achtjährigen Gymnasiums fordert die Initiative eine Änderung der AHS-Aufnahmekriterien durch den Einsatz von längerfristigen Prognoseverfahren sowie die Errichtung zusätzlicher Oberstufen-Standorte zur Erhöhung der Durchlässigkeit vor allem in ländlichen Regionen.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.