Der ehemalige Finanzminister Wolfgang Schmitz ist nach langer schwerer Krankheit in der Nacht auf Sonntag 85-jährig in Wien gestorben.
Als Mitglied der ÖVP-Alleinregierung von 1964 bis 1968 unter dem damaligen Bundeskanzler Josef Klaus war Schmitz ein Wegbereiter der österreichischen Hartwährungspolitik. 1968 wurde Schmitz zum Nationalbankchef bestellt.
Hartwährungspolitik
Unter Schmitz ging die Oesterreichische
Nationalbank (OeNB) als erste Notenbank zu einer Bindung des Schilling an
eine Korbwährung über. Die nach unten floatenden Währungen wurden aus dem
Korb herausgenommen, so dass letztlich nur die Deutsche Mark übrig blieb.
Die österreichische Hartwährungspolitik, die nicht immer unumstritten war,
aber die heimische Wirtschaft international wettbewerbsstark gemacht hat,
war geboren.
Budgetvorschau eingeführt
Als Finanzminister führte Schmitz
als eine seiner ersten Maßnahmen die längerfristige Ausrichtung der
Budgetpolitik durch die Erstellung einer "Budgetvorschau" ein. Sie
wurde ab 1964 von seinem Ressort, danach vom Beirat für Wirtschafts- und
Sozialfragen und später wieder vom Finanzministerium als Budgetprognose,
dann ab 1995 als Budgetprogramm für die Legislaturperiode weitergeführt.
Schmitz war auch der erste Vorsitzende des Beirats nach dessen Gründung im
Jahr 1963. Als 1967 ein Konjunkturrückschlag sichtbar wurde, kürzte Schmitz
die Ausgaben und Investitionen nicht, sondern ließ die durch das entstehende
Defizit aufgetretenen "automatischen Stabilisatoren" wirken. Eine
Steuerreform unter Schmitz brachte eine Steuersenkung und eine
familiengerechte Progression, die aber unter seinen Nachfolgern wieder
sukzessive abgeschafft wurde.
Wirtschaftsliberaler
Wirtschaftspolitisch war Schmitz, ehemals
Mitarbeiter von Finanzminister Reinhard Kamitz, dem Begründer des legendären "Raab-Kamitz-Kurses"
in der Wiederaufbauzeit, ein "Wirtschaftsliberaler" aus dem Umfeld
der Katholischen Soziallehre. Das Modell einer "sozialen Marktwirtschaft"
setzte Schmitz nicht zuletzt in der Familienpolitik um. Lange vor seiner
Ministerschaft hatte er bereits als Leiter der zuständigen Arbeitsgruppe des
Dr. Karl-Kummer-Instituts für Sozialpolitik und Sozialreform die
Grundkonzeption des Familienlastenausgleichsfonds (Flaf) von 1954
ausgearbeitet.
WKÖ-Leiter
Der geborene Wiener Schmitz hat
Wirtschaftswissenschaften in Wien, Fribourg (Schweiz) und Leuven (Belgien)
studiert, ehe er 1963 zum Leiter der Wirtschaftspolitischen Abteilung in der
Bundeswirtschaftskammer, der heutigen Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ),
bestellt wurde, die er nach seinem Ausscheiden als Nationalbankchef im Jahr
1973 wieder in währungspolitischen Fragen beriet. Von 1976 bis Anfang 2003
war Schmitz Mitherausgeber der Wochenzeitschrift "Die Furche".
Pröll: "Finanzexperte"
„Wir verlieren mit
Wolfgang Schmitz einen christlich-sozialen Vordenker und profunden
Finanzexperten. In seiner Amtszeit erreichte er eine große
Familien-Steuerreform und setzte mit der Familienbeihilfe einen Meilenstein.
In seiner familienpolitischen Ausrichtung ist er für uns bis heute ein
Wegweiser“, so der gf. ÖVP-Bundesparteiobmann Josef Pröll.
Molterer: "Mutiger Vordenker"
"Mit Wolfgang Schmitz
verliert Österreich einen mutigen Vordenker in der Wirtschafts- und
Finanzpolitik, der Österreichs Erfolgskurs als Exportweltmeister
begründete", sagte Vizekanzler und Finanzminister Wilhelm Molterer