Terrorexperte Neumann: "Wer würde einen 13-Jährigen für einen Terroristen halten?"
Terroranschläge werden immer häufiger von jungen Menschen verübt oder geplant. Fast zwei Drittel der Festnahmen in Europa im Zusammenhang mit dem sogenannten Islamischen Staat (IS/ISIS) in den vergangenen neun Monaten betrafen Teenager, zeigt eine aktuelle Studie. Sicherheitsbehörden zeigten im Vorfeld der Olympischen Spielen in Paris besorgt über die wachsende Macht und Reichweite der militanten islamistischen Gruppe im Westen.
Die auf CNN veröffentlichte akademische Studie untersuchte 27 mit dem IS in Verbindung stehende Anschläge oder vereitelte Komplotte seit vergangenen Oktober. Sie ergab, dass von 58 Verdächtigen 38 zwischen 13 und 19 Jahre alt waren, sagte der Sicherheits- und Terrorexperten Peter Neumann vom King's College in London dem US-Sender. CNN war in der Lage, die meisten von Neumanns Daten mit europäischen Sicherheitsbehörden zu verifizieren. Neumann stellte außerdem fest, dass die jüngsten Europol-Daten zeigten, dass sich die Zahl der Anschläge und geplanten Angriffe seit 2022 mehr als vervierfacht habe.
ISIS-K am aggresssivsten
Die Olympischen Sommerspiele in Paris wurden den Angaben zufolge speziell von ISIS-K, dem afghanischen IS-Ableger Provinz Khorasan bedroht. Gerichtsdokumenten und Analysten zufolge hat die Gruppe in den vergangenen drei Jahren eine beachtliche Präsenz in der Türkei aufgebaut. Allein im Jahr 2023 wurden nach Angaben des türkischen Geheimdienstes MIT in 122 Operationen 426 ISIS-K-Verdächtige festgenommen.
ISIS-K habe es speziell auf junge Teenager abgesehen, sagte Neumann. "Wer würde einen 13-Jährigen für einen Terroristen halten? Einer reicht aus." Der Terrorexperte fügte hinzu, dass Teenager über Social-Media-Plattformen wie TikTok rekrutiert werden und durch Algorithmen in "Blasen" im Internet geraten, wo jihadistische Anwerber sie erreichen können. ISIS-K sei "im Moment der bei weitem ehrgeizigste und aggressivste Teil von ISIS", sagte Neumann.