Plagiatsstellen auf 53 Seiten

Fälschte Landesrat Doktorarbeit?

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Agentur erstellte Gutachten - Verfahren noch nicht abgeschlossen.

Der Plagiatsvorwurf gegen den steirischen Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (ÖVP) wurde durch ein Gutachten der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (OEAWI) geprüft. Es ist nun in der Universität Graz eingelangt, wurde am Mittwoch vonseiten der Pressestelle der Universität auf Anfrage der APA festgehalten. Der Landesrat kann dazu binnen sechs Wochen Stellung nehmen.

Die Karl-Franzens-Universität Graz hat aufgrund des Plagiatvorwurfs gegenüber der von Buchmann verfassten Dissertation die OEAWI um die Erstellung eines Gutachtens ersucht. "Der auf Basis von zwei Gutachten verfasste Bericht der OEAWI wurde der Universität Graz übermittelt", hieß es in einer kurzen Mitteilung der Hochschule.

"Verfahren läuft"

Dazu, ob der Plagiatsverdacht bestätigt wurde oder nicht, wollte man vonseiten der Uni keine Aussagen machen. Es wurde auf das laufende Verfahren verwiesen. Im Zuge des Verwaltungsverfahrens würden die Einhaltung der Grundsätze zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis sowie der Vermeidung von Fehlverhalten in der Wissenschaft sorgfältig überprüft werden und Buchmann eingeladen, binnen sechs Wochen eine Stellungnahme abzugeben. "Jetzt wird erst einmal die Stellungnahme abgewartet", sagte Uni-Sprecher Andreas Schweiger.

Im Büro von Landesrat Buchmann wurde bestätigt, dass das Gutachten eingelangt ist. "Ich hatte vor 16 Jahren keinen Einfluss auf die positive Beurteilung meiner Arbeit und nun keinen Einfluss auf die nachträglichen Gutachten. Eines ist aber klar: Ich habe nicht studiert, um Politiker zu werden. Mein damaliges Studium hat mit meinem heutigen Beruf nichts zu tun", sagte Buchmann in einer ersten Stellungnahme.

Der Salzburger Plagiatsjäger Stefan Weber hatte schon im Juni ein Gutachten vorgelegt, in welchem dem Landesrat vorgeworfen wurde, Teile seiner Doktorarbeit aus deutscher Fachliteratur übernommen zu haben, ohne sie entsprechend zu kennzeichnen. In der Dissertation würden sich "mannigfaltige Plagiatstellen befinden, die in Summe werkprägenden Charakter haben und deutlich auf eine Erschleichungsabsicht des Verfassers hinweisen", wie Stefan Weber in dem der APA vorliegenden Gutachten schrieb.

Plagiatsstellen auf 53 Seiten

In Webers Gutachten, das mithilfe der Plagiatssoftware Turnitin sowie WCopyfind und Unplag erstellt wurde, hieß es u.a.: "Die Dissertation umfasst 179 Seiten exklusive Anhang. Plagiatstellen wurden auf 53 Seiten gefunden, die sind 29,6 Prozent der Seitenzahl". Die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen seien "häufig nicht als solche kenntlich gemacht" worden, wurde vonseiten Webers bemängelt.

Die Universität Graz hat daraufhin bei der OEAWI ein Gutachten in Auftrag gegeben. Vom Büro des Landesrates wurden die Vorwürfe umgehend zurückgewiesen. Betreuender Professor der Dissertation unter dem Titel "Die Wirtschaft im Spannungsfeld von Zentrum und Peripherie: Ansätze zur Rückholung der Kundenkaufkraft in die City am Beispiel der Landeshauptstadt Graz" war Otto Petrovic, Zweitgutachter der Grazer Wirtschafts- und Sozialhistoriker Gerald Schöpfer.

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