Ansturm geht weiter

Flüchtlings-Kollaps an der Grenze zu Europa

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Völliger Kollaps: Die Kontrollen an den EU-Außengrenzen funktionieren nicht mehr.

Zuerst kamen die Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Italien. Nun ist es die Balkanroute: Von der Türkei setzen die Asylwerber in Schlauchbooten auf griechische Inseln über. Kontrollen gibt es keine mehr. Von dort geht es weiter via Mazedonien und Serbien in Richtung Europa – diese Route führt direkt durch Ungarn bis nach Österreich und Deutschland.

Zehntausende sind derzeit auf dieser Strecke unterwegs – zu Fuß, in Bussen, mit dem Zug. Der griechisch-mazedonische Grenzort Gevgelija wird förmlich gestürmt. Die griechischen Grenzer haben längst aufgegeben, winken die Flüchtlinge nur mehr durch: „Besser, sie gehen gleich weiter“, sagen sie.

Asyl-Gipfel in Wien mit Merkel & Außenministern
Außenminister Sebastian Kurz machte sich am Montag vor Ort in Mazedonien selbst ein Bild von der Lage, sagt zu ÖSTERREICH: „Die Staaten im Westbalkan sind überrannt, überfordert und alleine gelassen“, klagt er: „Die Griechen tun alles, um die Flüchtlinge einfach weiterzuschicken.“ (siehe Interview unten) Auch Mazedonien hat seit Sonntag die Grenzen geöffnet.

In Zügen werden die Flüchtlinge durch Mazedonien an die serbische Grenze gebracht. Allein in den vergangenen 48 Stunden trafen im serbische Grenzort Preševo 9.000 Asylwerber ein.

Kurz fordert EU zum Handeln auf: "Brauchen Hilfe"
Mittwoch und Donnerstag werden in Wien 40 Regierungschefs und Außenminister der Balkanstaaten mit Kanzler Werner Faymann, Deutschlands Merkel und der EU-Außenbeauftragten Mogherini konferieren. Hauptthema: Kollaps in der Flüchtlingsfrage. Kurz fordert von den EU-Spitzen: „Wir brauchen sofort einen europäischen Sondergipfel zur Asylkrise“.

Karl Wendl

Kurz in Mazedonien: "Griechen winken Flüchtlinge durch"

ÖSTERREICH: Sie waren an der griechisch-mazedonischen Grenze 
Sebastian Kurz: Die Situation ist dramatisch. Tausende Menschen strömen hier täglich über die Grenze. Eigentlich müssten die Griechen die Asylverfahren abwickeln. Sie tun es aber nicht, winken die Flüchtlinge möglichst rasch nach Mazedonien weiter. Von dort geht es dann nach Serbien. Ungarn, Österreich. Es kann nicht sein, dass es es keine geschützten EU-Grenzen mehr gibt.
ÖSTERREICH: Was soll nun passieren?
Kurz: Die EU muss hier am Balkan handeln, gegensteuern. Die meisten Flüchtlinge, die zu uns kommen, fahren schließlich über die Balkanroute.
ÖSTERREICH: Welche Unterstützung fordern Sie ein?
Kurz: Bei der Balkankonferenz ab Mittwoch in Wien muss diese Thematik behandelt werden. 40 Premiers und Minister kommen. Zusätzlich fordere ich einen raschen EU-Gipfel zur Flüchtlingskrise.

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