Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz schreibt mit gewohnt spitzer Zunge.
Herr Van der Bellen!
Einst empfahlen Sie allen Österreicherinnen, aus Solidarität ein Kopftuch zu tragen. Seit Jahren rätsle ich über diese sinnbefreite Aussage. Erstens: Weil das Kopftuch doch Ausdruck einer religiös bedingten Frauenverachtung ist. Zweitens: Weil es dem Staatsoberhaupt eines säkularen Staates einfach nicht zusteht, religiöse Kleidungsvorschriften aus welchen Gründen auch immer zu empfehlen.
Drittens: Weil dieser Satz in einer Zeit gefallen ist, in der mir kein Übergriff eines extremistischen Christen, eines extremistischen Juden auf eine muslimische Einrichtung oder eine Person muslimischen Glaubens bekannt ist. Und jetzt sind wir bei des Pudels Kern. Sie kennen die österreichische Geschichte dank Ihres Alters doch schon sehr lange. Herr Van der Bellen, ist Ihnen ein Übergriff eines radikalisierten Katholiken oder eines radikalisierten Juden auf eine muslimische Einrichtung bekannt?
Nein. Vielmehr ist Österreich eine ganze Litanei islamistischer Einzelfälle, ja sogar islamistische Terroranschläge wie Wien oder Graz leidvoll bekannt geworden. Erinnern Sie sich an die Angriffe auf katholische Kirchen, die Brandanschläge der vergangenen Jahre. Erschüttern Sie die Vorgänge in unserem Land nicht, wo Synagogen nicht mehr sicher sind, die Fahnen Israels verbrannt werden, ein jüdischer Friedhof geschändet wird? Vor einem Monat überfiel eine Terrorgruppe das Staatsgebiet Israels, schlachtete 1400 unschuldige Menschen ab. Mehr als 200 unschuldige Geiseln befinden sich in der Hand dieser islamischen Schlächtertruppe.
In Österreich wird seit vier Wochen relativ deutlich sichtbar, welchen religiös motivierten, antisemitischen, homophoben, demokratie- und wertefeindlichen Abschaum wir uns in das Land importiert haben. Wir sehen wie die von Ihnen und dem Rest des toleranzbesoffenen Politadels willkommen geheißenen Schläfer von einst nun erwachen und ihr wahres Gesicht zeigen. Wie Ihr deplatzierter Satz mit dem Kopftuch sind mir Ihre unzähligen Äußerungen aus dem Jahr 2015 bis heute herauf noch erinnerlich, wo Sie alle Kritiker dieser Entwicklung vom Präsidentenstuhl herab geißelten.
Seit vier Wochen warte ich auf Ihre im Stile des Kopftuchsagers gehaltene Erklärung, wonach alle Österreicher aus Solidarität eine Kippa tragen sollten. Das höre ich von Ihnen nicht. Warum auch? Ist doch die jetzige Gefahr für unsere demokratische, offene und freie Gesellschaft ausgerechnet dadurch entstanden, weil Sie, Ihre politische Gesinnungsgemeinschaft, der linke Teil der Gesellschaft fast aggressiv darum bemüht waren, unser Land einer gefährlichen Unterwanderung Preis zu geben. Aus lauter Gutmenschlichkeit, aus lauter Toleranz waren Sie, Herr Van der Bellen, blind. Wenn Israel genauso blind gewesen wäre, wie Sie, würde es Israel heute nicht mehr geben.