Grosz

Grosz gesagt: Der kritische Blick

Grosz: "Osama Abu El Hosna, Sie sind ein Held und wir sind stolz"

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Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz kommentiert für Sie die Polit-Woche in seiner bekannt charmanten Art.  

Liebe User und Seher von oe24
Willkommen bei Grosz gesagt, dem überaus kritischen Blick auf die aktuellen Geschehnisse unserer Zeit. Kritisch, direkt, unabhängig und scharf wie Messer. Versprochen!

Großer Bahnhof war diese Woche in Rom angesagt. Die Staats- und Regierungschefs der zwanzig wichtigsten Industrienationen fielen wie beim Sacco di Roma über die ewige Stadt her, ließen sich in hunderten von gepanzerten Diesel-Sänften über das Bordsteinpflaster der Via Appia kutschieren, um folgendes Ergebnis ihrer tagelangen Chianti-geschwängerten Beratungen zu präsentieren: Niente, Nada, Nüsse, Nichts! Nachdem sie dem Heiligen Vater alle persönlich zur Rettung der Welt mit der Umweltenzyklika Laudato si gratulierten, ging es für die G-20 Vertreter und weitere hunderte Staats- und Regierungschefs weniger wichtiger Länder in 400 Privatjets nach Glasgow um dort höchstselbst nach der Rettung des schottischen Buffets, die Welt und das sich gegen die Menschheit richtende Klima zu retten. Das dort verkündete Ergebnis: Nothing, wie der alte Schotte sagt.

Den kleinsten gemeinsamen Nenner, nein ich meine nicht Schwedengretl, haben die jeweiligen Nationen bereits zuvor im Alleingang gefunden. Neue Steuern als eine Art babylonische Opfergabe der Neuzeit sollen die Klimagottheit, ja diesmal ist Gretl gemeint, besänftigen. Wie schon im Alten Testament muss dem Zorn der Götter, in diesem Fall der apostolischen Nachfolgerin von Frau Holle, sprich Gretl, ein Lamm geschlachtet werden. Das Lamm heißt wenig überraschend Steuerzahler und das Opfer CO2-Abgaben, CO2-Steuern, CO2-Zertifikate und unser Lebensstil. Natürlich müssen wir auch unsere Autos opfern denn zukünftig regiert die E-Mobilität für die wir nach Vorbild Frankreichs neue Atomkraftwerke bauen. Vielleicht kann man ja das gute, alte Zwentendorf abstauben und in Gang setzen. Wie man aber mit neuen Steuern und E-Mobilität beispielsweise den seit bald sieben Wochen tobenden Vulkan auf La Palma, der auch keine unbeträchtliche Summe von Millionen Tonnen CO2 und anderen Schadstoffen in die Atmosphäre jagt, besänftigt, blieb zumindest in Glasgow unbeantwortet. Da wussten selbst Sleepy Joe Biden und seine kleine Gretl keine Antwort. Aber Hauptsache die umweltbewegten HeldInnen unserer Tage sind wieder zusammengekommen und verbreiten das, was sie am besten können: Angst und Panik.

Angst und Panik, ja geschürte Hysterie kommt angesichts der auf uns herniederprasselnden Corona-Zahlen wieder auf. Die gefürchteten Inzidenzen steigen, die Intensivbetten füllen sich. Vor einem Gesundheitsnotstand wird gewarnt und Österreichs gesundheitspolitische Helden tüfteln fast täglich, wie sie uns das Leben wieder schwer machen. Ein Blick ins Archiv lohn sich. Exakt vor einem Jahr, wir waren alle ungeimpft, denn das Allheilmittel gab es noch nicht, waren die Inzidenzen gleich hoch wie jetzt, die Intensivbetten ähnlich gut gefüllt wie jetzt. Da stellt sich für den alten Lateiner die entscheidende Frage: Wenn 63 Prozent der Bevölkerung Österreichs „vollimmunisiert“ sind, also zwei Drittel der Bevölkerung aus dem Schneider sind, warum sind die Zahlen gegenwärtig ebenso dramatisch, wie vor einem Jahr? Die Antwort liefert die Wissenschaft, Hand in Hand mit den Medien und der Politik. Die Delta-Variante war‘s. Also kommt man mit Verzögerung von exakt zehn Monaten zur epochalen Erkenntnis, dass die Impfung gegen die Delta Variante offensichtlich nicht den „vollimmunisierenden“ Schutz bietet.

An dieser Stelle meine bescheidene Frage: Wenn uns schon zwei Stiche garantiert nicht vor dem Virentod bewahren, wer garantiert uns, dass der dritte Stich den Erfolg bringt, den uns die Politik verspricht. Und ab wann genau wird der vierte Stich notwendig? Fragen über Fragen, aber keine Antworten aus dem erlauchten Kreis der Irrläufer. Der große Helmut Qualtinger formulierte in seinem „Halbwilden“ folgenden treffenden Satz: I hob zwoar ka ohnung wo i hinfoahr. Aber dafür bin i gschwinder duat“. Ahnungslos wird daher Folgendes verkündet: In Österreich gilt in Zukunft 2-G. Am gesellschaftlichen, am öffentlichen Leben dürfen nur mehr Geimpfte oder Genesene teilnehmen. Arbeiten dürfen auch die Getesteten, dafür sind sie gut genug. Denn der Steuertopf will gefüllt werden und dem Fiskus ist es relativ egal, welchen Immunstatus die Melkkühe der Nation haben. By the way: Wie sich die 2-G-Regel mit den Daten aus den Spitälern vereinbaren lässt, wonach auch immer mehr Geimpfte unser Gesundheitssystem in Anspruch nehmen müssen, wird uns Gesundheitsminister Mücke Mückstein sicher in Bälde beantworten.

Keine Antworten haben die Angehörigen der Opfer des fürchterlichen Terroranschlags von Wien diese Woche bekommen. Zum ersten Mal jährte sich diese Katastrophe, die vier unschuldigen Menschen das Leben kostete. War es Behördenversagen, hat die Politik geschlampt? Wie konnte ein amtsbekannter Gefährder unter den Augen der Obrigkeit diesen Anschlag planen? Warum hat die Zusammenarbeit der internationalen Geheimdienste versagt? Wie konnte der Bericht über einen früheren Waffenkauf des Attentäters im Innenministerium verschimmeln? Ein Jahr nach dem Anschlag ist der Innenminister nach wie vor im Amt. Das ist sicher. Er hat die Katastrophe ausgesessen. Eine alte österreichische Tradition: Wenn der Hintern auf Grundeis geht, klebt man sich am Besten am Sessel fest. Weniger enthusiastisch bedankten man sich bei den Helden des 2. November. Die gab es! Mitbürger die in den Minuten des Anschlags ihr eigenes Leben riskierten, um anderen zu helfen. Einer davon kann als Held bezeichnet werden: Osama Abu El Hosna, kein Österreicher. Er rettete einem Polizisten das Leben, zog ihn aus der Schusslinie. Bis heute hat sich das offizielle Österreich bei ihm nicht bedankt. In anderen Ländern ist es üblich, solche Heldentaten mit Dank und Anerkennung zu honorieren, den Tapferen zu belohnen. Nur nicht bei uns. Dabei hat er wahrscheinlich in diesen wenigen Augenblick für unser Land mehr geleistet, unseren Mitbürgern mehr gedient, als jeder Politiker, der nach Beendigung seines Sesselklebens mit zahlreichen Orden überschüttet wird. Osama Abu El Hosna, Sie sind ein Held und wir sind stolz und dankbar, dass Sie hier sind!

„Hier sein“ werde ich auch nächste Woche, wenn es wieder heißt „Grosz gesagt“. Bleiben Sie mir bis dahin treu.

  

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