„Testwahl“ vorm Herbst haben Grüne mit Bravour bestanden. Jetzt müssen sie sich aufstellen.
Großer Gewinner am Sonntag neben der ÖVP waren die Grünen. Zumindest auf EU-Ebene hat die leidgeprüfte Partei mit 14,1 Prozent und zwei – nach dem Brexit möglicherweise drei – Mandaten wieder zu alter Stärke zurückgefunden, Spitzenkandidat Werner Kogler wird gefeiert. Es war die „Testwahl“ vor dem Herbst, jetzt ist die Frage, ob die Grünen ihren Turbo in die Neuwahl mitnehmen können.
Comeback. Politikberater Thomas Hofer rechnet mit einem Wiedereinzug der Partei in den Nationalrat: „Von einem Comeback der Grünen ist auszugehen.“ Inhaltlich seien sie jedenfalls gut aufgestellt. Die EU-Wahl habe gezeigt, dass Klima- und Umweltthemen geeignet seien, zu mobilisieren.
Teamlösung statt Kogler?
Schwieriger wird es für die Grünen bei der vorgezogenen Wahl im Herbst allerdings in Personalfragen. Parteichef Kogler habe überraschend gut gezogen, dass er gleich in den nächsten Wahlkampf einsteige, sei aber unwahrscheinlich, so der Experte: „Vermutlich wird er eine große Rolle spielen, es aber eine Teamlösung für die Neuwahl geben.“ Denn die sei für die Grünen zu früh gekommen, um neue Gesichter wie Nina Tomaselli und Stefan Kaineder aufzubauen. Möglich also, dass bekannte Namen wie Rudi Anschober im Wahlkampf vorn mitmischen. Offiziell hieß es aus der Partei am Montag, die Frage nach dem Spitzenkandidaten sei „verfrüht“. Jetzt müsse man einmal „grundsätzlichen Fahrplan, Wahlkampfstrukturen sowie -finanzierung“ erstellen, so eine Sprecherin.
Tatsächlich müssten sie „im Bund ihre Organisation in den Griff kriegen“, so Hofer, möglicherweise die Landesparteien in die Pflicht nehmen. Nicht unwichtig für den Wahlkampf auch die Frage nach medialer Präsenz, etwa in TV-Duellen, wo üblicherweise nur Parlamentsparteien geladen sind.