Nach dem Protest aus China meint der Bundeskanzler: Wien und Österreich sind eine Stätte des Dialogs.
Bundeskanzler Alfred Gusenbauer hat am Donnerstag die Kritik der chinesischen Regierung an seiner Zusammenkunft mit dem Dalai Lama entschieden zurückgewiesen. Im Anschluss an seine Begegnung mit dem tibetischen Exil-Oberhaupt und Friedensnobelpreisträger sagte der österreichische Regierungschef in der "ZiB" in der Früh: "Eines muss klar sein: Wien und Österreich sind eine Stätte des Dialogs".
Die chinesische Botschaft in Wien hatte gegen den Empfang des 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, am Ballhausplatz erwartungsgemäß Protest eingelegt.
Beziehungen bleiben trotzdem gut
"Die Haltung der chinesischen
Regierung ist bekannt", meinte der Regierungschef. Die
österreichisch-chinesischen Beziehungen seien "sehr gut", und daran werde
sich auch nichts ändern.
Bundespräsident Heinz Fischer stand für ein Treffen mit dem Dalai Lama nicht zur Verfügung, was die Solidaritätsorganisation "Save Tibet" heftig kritisierte. Dafür nahm an dem Gespräch im Bundeskanzleramt auch Gusenbauers Lebensgefährtin Eva Steiner teil.
"Chinas Proteste sind Routine"
Bei den Auslandsbesuchen
des Dalai Lama warnt China die betreffenden Politiker gerne davor, ihn zu
empfangen. So geschehen auch am Dienstag im Fall der deutschen
Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der Dalai Lama reagiert gelassen: "Chinesische
Proteste sind fast eine Routine", meint er. "Wo immer ich hingehe,
betrachte ich mich selbst als einfachen buddhistischen Mönch".
Zugleich berichtet er, dass sich selbst in buddhistischen Ländern seine Besuche oft schwierig gestaltet hätten, wie etwa in Sri Lanka vor einigen Jahren.
Schon öfter in Österreich
Der nach der Niederschlagung
des tibetischen Volksaufstands durch chinesische kommunistische
Besatzungstruppen 1959 nach Indien geflüchtete 14. Dalai Lama besuchte
Österreich bereits mehrmals. Bei seinem Besuch 1991 war er von der gesamten
österreichischen Staats- und Regierungsspitze empfangen worden. 1993 hatten
erfolglose Versuche Pekings, seine Teilnahme an der
UNO-Menschenrechtskonferenz in Wien zu verhindern, zu einem Zerwürfnis
zwischen Österreich und der Volksrepublik geführt.
Massive diplomatische Interventionen Pekings verhinderten anlässlich des 70. Geburtstags des Dalai Lama die Herausgabe einer Sonderbriefmarke. Auch eine von einem Bürgerrechtsaktivisten in Auftrag gegebene sogenannte personalisierte Marke durfte nicht produziert werden.