Abwahl Van der Bellens für Rosenkranz-Wähler ebenso wichtig wie Kandidat selbst - Mehrheit will, dass sich nächster Präsident mehr in Tagespolitik einbringt und Russland-Linie beibehält.
Die meisten Wähler haben sich bei dieser Bundespräsidenten-Wahl für Amtsinhaber Alexander Van der Bellen entschieden, weil sie ihn für den besten Kandidaten halten bzw. sie die anderen nicht wählbar finden (45 Prozent) bzw. weil er sich aus ihrer Sicht im Amt bewährt hat (39). Bei FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz war eine Abwahl Van der Bellens ein ebenso starkes Wahlmotiv (30 Prozent) wie die Einschätzung, dass Rosenkranz der beste Kandidat bzw. am ehesten wählbar ist (28).
Das ergab eine Wahltagsbefragung von Peter Hajek für ATV (400 telefonisch und 800 online Befragte zwischen 4. und 8. Oktober, Schwankungsbreite 2,8 Prozentpunkte). Abgesehen von Rosenkranz war Van der Bellens Abwahl bei keinem Kandidaten das häufigste Wahlmotiv. Bei Gerald Grosz war es wie bei Van der Bellen auch die Überzeugung, dass dieser der beste Kandidat bzw. am ehesten wählbar ist (24 Prozent). 20 Prozent gaben ihm die Stimme, weil sie ihn als sympathisch, ehrlich oder authentisch einschätzen. Ein starkes Argument für seine Wahl war außerdem das Versprechen, die Regierung zu entlassen (18 Prozent) - für Hajek ein Zeichen für die Glaubwürdigkeit Grosz' in seiner Wählergruppe.
Wlazny für "dynamische Art" gewählt
Dominik Wlazny alias Marco Pogo als "Kandidat der Jungen" wurde von je gut einem Viertel für seine authentische, dynamische, unverbrauchte Art gewählt. Für den besten Kandidaten hielten ihn nur 14 Prozent seiner Wählerinnen und Wähler. Tassilo Wallentin hat je ein Viertel seiner Stimmen für seine Kompetenz, Intelligenz und juristische Ausbildung bzw. für seine aus Sicht seiner Wähler guten Argumente bekommen. Seine Kolumne in der "Krone" waren laut Hajek "kein Nachteil", immerhin war sie für 15 Prozent ein Wahlmotiv.
Für MFG-Chef Michael Brunner war ebenso wie für Heinrich Staudinger wegen zu geringer Fallzahlen keine Auswertung möglich. Politikverdrossenheit und das Fehlen ansprechender Kandidaten waren das Hauptmotiv, nicht zur Wahl zu gehen.
Für die kommende Amtsperiode wünscht sich jeder zweite Befragte, dass sich der Bundespräsident mehr in die Tagespolitik einbringt, als Van der Bellen das zuletzt getan hat. 39 Prozent wären für gleichbleibendes Engagement. Vier Prozent finden, der Präsident sollte sich weniger in die Tagespolitik einbringen. 48 Prozent wären außerdem dagegen, dass der kommende Präsident die Bundesregierung entlässt, wie das mehrere Kandidaten in den Raum gestellt hatten. 28 Prozent wären hingegen dafür, die Regierung zu entlassen und Neuwahlen auszurufen und 11 Prozent dafür, danach jemand anderen mit der Regierungsbildung zu betrauen.
Dass die nächste Wahl 2028 die erste Bundespräsidentin bringt, wäre für die überwiegende Mehrheit der Befragten nicht wichtig (40 überhaupt nicht wichtig, 23 eher nicht wichtig). Für zehn Prozent wäre eine Frau an der Staatsspitze hingegen sehr wichtig, für 18 Prozent eher wichtig.
Bei den Russland-Sanktionen sprechen sich 30 Prozent dafür aus, die bisherige Linie Van der Bellens beizubehalten, 24 Prozent würden sie hingegen ganz zurücknehmen. 17 Prozent wären für eine Verschärfung, 12 Prozent für eine Lockerung.