Knapp 20%

Walter Rosenkranz - Volksanwaltschaft bleibt sein Revier

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Der blaue Akademiker schaffte bei der Hofburg-Wahl ein ordentliches Resultat.

Wer Walter Rosenkranz einige Jahre beobachtet hat, ahnt, dass sein Selbstbewusstsein auch durch die Nicht-Wahl zum Bundespräsidenten kaum leiden wird. Es gibt ja auch gute Gründe, warum es mit dem höchsten Amt im Staat für den Rechtsanwalt nichts geworden ist. Gegen einen amtierenden Präsidenten ist es immer schwer und am rechten Ufer des Wählerteichs gab es diesmal besonders viele Stimmenfischer. Dafür sind die knapp 20 Prozent für den Volksanwalt ohnehin respektabel.

Der frühere Klubobmann der Freiheitlichen war quasi die seriöse Variante jener Kandidaten, die Russland-Sanktionen ebenso ablehnen wie Corona-Maßnahmen und beste Lust haben, die Regierung von der Hofburg aus in Pension zu schicken. Rosenkranz ging all das weniger brachial an als seine Mitbewerber und auch als sein Parteichef Herbert Kickl, ohne sich aber inhaltlich entscheidend zu unterscheiden.

Dies war nicht nur einem taktischen Manöver geschuldet, es entspricht auch seinem Persönlichkeitsprofil. Rosenkranz, Mitglied der schlagenden Burschenschaft Libertas, gehört zum Akademiker-Flügel seiner Partei. Sein Bildungsbürgertum trägt der Rechtswissenschafter, Münzensammler und (Konzert-)Gitarre-Studierte gerne vor sich her. Seine Wortwahl ist meist geschliffen, ohne dass Rosenkranz ein begnadeter Redner wäre.

Die Politik hat den Niederösterreicher früh angezogen. So war er 1988 und 1989 Bundesobmann der Freiheitlichen Studenteninitiative, zeitgleich wurde er Mitglied des Gemeinderates seiner Heimatstadt Krems, in der übrigens seiner Frau Susanne als Spitzenkandidatin vor wenigen Wochen kein herausragendes Ergebnis zu erzielen vermochte. In der Wiener FPÖ war Rosenkranz zwischenzeitlich Landesparteisekretär, vorläufiger Höhepunkt war 2008 der Einzug in den Nationalrat, wo er sich rasch zu einem der auffälligeren Neuen mauserte und vor allem in der Bildungspolitik Punkte zu erzielen versuchte.

Gar nicht so wenige hätten ihn, der da auch schon der niederösterreichischen FPÖ vorsaß, bei der Bildung der türkis-blauen Koalition als Minister im Blick gehabt, geworden ist es letztlich der Klubobmann-Sessel, den er nach dem Platzen der Regierung allerdings wieder für ein Duo aus Norbert Hofer und Herbert Kickl räumen musste. Die Wahl zum Volksanwalt im Jahr 2019 schien eigentlich schon die Fahrt ins politische Ausgedinge zu sein, ehe man Rosenkranz als Hofburg-Aspiranten erfand - eine zumindest intern nicht riskante Wahl, gilt der 59-Jährige doch in weiten Teilen der Partei als wohl gelitten, auch wenn er in der niederösterreichischen FPÖ nicht nur von herausragenden Ergebnissen verwöhnt war.

Wirklich von ihm begeistert waren offenbar die Österreicher auch nicht, wenn man ihr Wahlverhalten vom Sonntag ansieht. Trost für Walter Rosenkranz, wenn er auch nicht annähernd an das Ergebnis seines freiheitlichen Vorgängers Norbert Hofer herankommt: Besser als seine nicht verwandte Namensvetterin Barbara Rosenkranz bei deren Hofburg-Versuch gegen Heinz Fischer im Rahmen von dessen Wiederwahl (15,2 Prozent) hat er sich eindeutig geschlagen - und das trotz deutlich größerer Konkurrenz.

Zur Person: Walter Rosenkranz, geboren am 19. Juli 1962 in Krems an der Donau, verheiratet, ein Sohn, Doktor der Rechtswissenschaften. 1988 bis 2017 Mitglied des Gemeinderats von Krems, ab 2008 (bis 2019) Abgeordneter zum Nationalrat, von 2017 bis 2019 Klubobmann der FPÖ im Nationalrat. Seit 2019 Mitglied der Volksanwaltschaft. 

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