Pensionsantritt

Industrie für höheres Pensionsalter - Regierung dagegen

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SPÖ-Sozialminister Buchinger und ÖVP-Minister Molterer lehnen einen späteren Pensionsantritt ab.

Die Industriellenvereinigung hat die Debatte um eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters von 65 auf 67 Jahre wieder angefacht. Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Markus Beyrer, hatte in Alpbach gemeint, man müsse der Demographie Rechnung tragen, die Menschen würden alle fünf Jahre um ein Jahr älter. Allerdings bleibt die IV mit ihrem Wunsch allein.

Buchinger: Zuerst Jobs schaffen
Sozialminister Erwin Buchinger weist die Forderung zurück. "Die Herren von der Industriellenvereinigung, die fordern, man soll bis 67 arbeiten, tun auf der anderen Seite ganz wenig, dass über 60-jährige Männer und Frauen auch in ihren Betrieben Arbeit angeboten bekommen. Und dieses Engagement wird erst dann glaubwürdig, wenn die Industrie auch für über 60-jährige Menschen Arbeit anbietet und nicht alles tut, um sie aus dem Arbeitsprozess heraus zu drängen.", so Buchinger.

Molterer: Aktuelle Reform verdauen
Vizekanzler Finanzminister Wilhelm Molterer wäre froh, wenn es gelingt, das tatsächliche Pensionsantrittsalter an das gesetzliche heranzuführen. Dann wären "wir auf der sicheren Seite". Die bestehenden Bestimmungen müssten erst einmal umgesetzt werden.

Öllinger schlägt in gleiche Kerbe
Ähnlich wie Buchinger argumentiert der Grüne Sozialsprecher Karl Öllinger. Er sagt, dass die Arbeitslosigkeit bei älteren Menschen trotz rückläufiger Tendenz weiterhin hoch sei. Außerdem würden sich bei solchen Ankündigungen rasch noch viele Leute entschließen, schnell in Pension zu gehen. Und schließlich müsse sich die Regierung vor Augen halten, dass sie nach wie vor große Frühpensionsaktionen beim öffentlichen Dienstes mache.

Seniorenbund auch dagegen
Der Generalsekretär des Seniorenbundes, Heinz Becker, bezeichnet die Diskussion als "müßig" und argumentiert wie Molterer. Die vorrangige Aufgabe sei es, das tatsächliche Antrittsalter dem gesetzlichen anzugleichen. Derzeit würden Männer durchschnittlich mit 59 Jahren und Frauen mit 58 Jahren in Pension gingen. Dem stehe ein Pensionsantrittsalter von 65 für Männer und 60 für Frauen gegenüber.

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FPÖ befürchtet mehr Arbeitslose
Und auch der Freiheitliche Generalsekretär Herbert Kickl bezeichnet die Forderung der Industriellenvereinigung, das Pensionsantrittsalter von 65 auf 67 Jahre anzuheben, als absurd. Das Ergebnis wäre eine noch höhere Arbeitslosenrate bei den Älteren und damit eine höhere Belastung der Sozialausgaben.

Theoretisch 200.000 Pensionisten weniger
Ein Anheben des gesetzlichen Pensionsantrittsalters von 65 auf 67 Jahre würde theoretisch bedeuten, dass es rund 200.000 Pensionisten weniger als heute geben könnte. Laut Hauptverband der Sozialversicherungsträger wurden 2006 insgesamt 95.100 Pensionisten im Alter von 65 und 103.400 Ruhestandsbezieher im Alter von 66 Jahren registriert, ergibt 198.500.

Allerdings würde selbst bei einer Erhöhung des Pensionsantrittsalters nur ein kleiner Prozentsatz der 65- und 66-Jährigen tatsächlich erwerbstätig bleiben. Schon derzeit arbeiten bei den 60- bis 64-Jährigen maximal 25 Prozent, der Rest ist in Pension.

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