Parteichef Werner Kogler erklärt im Interview, wie die Grünen bei der Wahl im Herbst ihr Comeback im Parlament schaffen wollen.
ÖSTERREICH: Wie wollen Sie den Schwung von der EU-Wahl in den Herbst mitnehmen?
Werner Kogler: Das war das größte Comeback seit Lazarus. Diese sensationelle Stimmung können wir mitnehmen, wenn wir wieder auf die großen Lebens- und Überlebensfragen wie Klima setzen. Das haben wir vor. Aber es ist wichtig, bescheiden zu bleiben und mit Lockerheit reinzugehen. Wir wollen nicht nur auf der Uni, sondern auch im Wirtshaus überzeugen. Bei der EU-Wahl haben wir das gut eingelöst.
ÖSTERREICH: Die Themen der Grünen bleiben bei dieser Wahl die gleichen?
Kogler: Im Großen und Ganzen, ja. Klimaschutz, aber auch Kampf gegen Kinderarmut. Und wir setzen wieder auf „zurück zu den Grünen“. Denn dass wir reinkommen, ist nicht sicher, und man hat ja gesehen, was passieren kann, wenn Leute taktisch wählen – etwa um die SPÖ auf Platz 1 zu hieven.
ÖSTERREICH: Da kommt Ihnen die Situation der SPÖ gelegen …
Kogler: Die sind derzeit Lichtjahre davon entfernt, an die ÖVP heranzukommen. Abgesehen davon, finde ich irritierend, was in der SPÖ momentan abgeht – wie man eine Frau mit großer Mehrheit an die Spitze wählen kann, um dann nur an ihrem Sessel zu sägen.
ÖSTERREICH: Werden Sie als Spitzenkandidat antreten?
Kogler: Ich kann nicht leugnen, dass viele sich das wünschen. Ich führe jetzt Gespräche und werde das in spätestens 14 Tagen entscheiden. Ich bin jedenfalls dagegen, dass wir bei den Grünen in einen Personenkult verfallen. Ob jetzt Sigi Maurer, Rudi Anschober oder ich an erster Stelle kandidieren, ist weniger entscheidend, als dass es eine gute Mischung ist – aus Altbewährten, die Parlamentsarbeit können, jungen Talenten, wie Nina Tomaselli und Stefan Kaineder, und es müssen auch neue Gesichter aus der breiten grünen Bewegung, wie NGOs, kandidieren. Das ist meine Bedingung, um Bundessprecher zu bleiben.
ÖSTERREICH: Können Sie sich nach der Wahl eine Koalition mit der Kurz-ÖVP vorstellen?
Kogler: Das sehe ich überhaupt nicht. Da müsste diese schnöselhafte Partie um Kurz einen ganz weiten Weg gehen. Das reicht ja auch vielen Wählern schon und um die werden wir werben, indem wir die großen Gerechtigkeitsfragen stellen und beantworten. (fis)