In Fellner! LIVE erzählt Kurz, wie er sich in Brüssel 'auf die Hinterbeine stellte'.
Oe24.TV: Der EU-Gipfel war ein Mörder-Programm für Sie und auch ein Erfolg. Trotzdem: Ist die EU gespalten?
Sebastian Kurz: Mit dem Ergebnis können alle leben. Aber es stimmt: Wir sind zufrieden. Früher konnte man nur abnicken, was Deutschland und Frankreich ausgemacht haben. Weil wir zusammen mit Dänemark, Niederlanden, Schweden und zuletzt auch Finnland eine Gruppe waren, sind wir gewichtig gewesen. Am Ende war dann mehr möglich, als zu erwarten gewesen ist.
Oe24.TV: Gibt es jetzt neben Deutschland und Frankreich eine dritte große Kraft?
Kurz: Nach dem Brexit gab es nur noch Deutschland und Frankreich. Es ist legitim, dass die beiden Vorschläge machen. Weil wir uns zusammengetan haben, konnten wir eben auch einiges erreichen: Die Zuschüsse wurden unter 400 Milliarden Euro gedrückt. Mich freut besonders, dass wir den Beitragsrabatt verdreifachen konnten.
Oe24.TV: Eine Machtprobe?
Kurz: So würde ich es nicht nennen, es gibt eben unterschiedliche Interessen. Jetzt gibt es auch eine Allianz der Nettozahler. Das werden wir auch künftig pflegen.
Oe24.TV: Muss man lästig sein, wenn man 565 Mio. Rabatt pro Jahr haben will?
Kurz: Lästig nicht, aber hartnäckig. Wenn man als kleines Land mitgestalten will, muss man sich auch einmal auf die Hinterbeine stellen.
Oe24.TV: Warum braucht das Land bei 84 Neuinfektionen eine Maskenpflicht?
Kurz: Wir erleben, dass es durch Rückkehrer etwa vom Balkan Neuinfektionen gibt. Wir haben die Sache unter Kontrolle, aber wir sind lieber auf der sicheren Seite. In einigen Staaten, die gut unterwegs waren, steigen die Zahlen jetzt enorm.
Oe24.TV: Es gibt keine in der Gastronomie und auch im restlichen Handel.
Kurz: Es ist ein Abwägen. Der Handel befürchtet, dass Masken die Kauflust negativ beeinflussen. Wir glauben, dass wir mit diesem Schritt, der nicht sehr einschränkend ist, ein Stück weit Bewusstsein schaffen. Dass wir so Risikogruppen unterstützen – und dass wir hoffentlich einen großen Anstieg verhindern.
Oe24.TV: Was ist an diesem Corona-Ampel-System so schwierig – und wann kommt es?
Kurz: Ich habe Minister Anschober darum gebeten, wir bekommen es nächste Woche.