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Kurz im Interview

"Ich werde mich gegen Corona impfen lassen"

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Bundeskanzler Sebastian Kurz im großen oe24.TV-Talk mit Niki Fellner nach seiner "Rede an die Nation". Das ganze Interview sehen Sie heute um 21 Uhr auf oe24.TV.

+++ Das ganze Interview ab 21 Uhr auf oe24.TV +++

Niki Fellner: Sie haben am Freitag „Rede zur Lage der Nation“ gehalten, wie es viele Medien titulierten. Warum war Ihnen es Ihnen so wichtig, sich jetzt an die ÖsterreicherInnen zu wenden?
 
Sebastian Kurz: Ich habe im Sommer viele Gespräche mit Wissenschaftlern und Entscheidungsträgern in aller Welt geführt und viele Informationen erlangt. Zum anderen habe ich mit Menschen Kontakt gehabt, wo ich das Gefühl hatte, es gibt offene Fragen. Viele wollen wissen, wie lang dauert das noch? Wie wird der Herbst? Die Pandemie wird durch die Entwicklung eines Impfstoffes unter Kontrolle sein, und daher gibt’s Licht am Ende des Tunnels. Auf der anderen Seite war es mir wichtig, zu betonen, dass der Herbst fordernd wird.
 
Fellner: Wird es jetzt im Herbst zu einer Ausweitung der Maßnahmen kommen?
 
Kurz: Ich will da jetzt noch nicht mutmaßen. Wir werden da nächste Woche als Bundesregierung gemeinsam evaluieren, wie sich die Ansteckungszahlen entwickeln. Klar ist, es wird noch mehrere solche Wellenbewegungen geben, wie eine Ziehharmonika. Wenn die Ansteckungszahlen steigen, dann ist es notwendig, Maßnahmen zu setzen. Wenn die Maßnahmen wirken und die Ansteckungszahlen sinken, dann ist es möglich, auch wieder die Maßnahmen zurückzufahren.
 
Fellner: Rechnen Sie damit, dass es eine Indoor-Maskenpflicht im Herbst und im Winter geben wird?

Kurz: Das kann ich jetzt noch nicht vorhersagen. Wir haben derzeit steigende Zahlen, allerdings eher bei jungen Menschen, wo die Erkrankungen asymptomatisch verlaufen. Aber noch einmal, geben Sie uns da bis Mittwoch Zeit, um die Situation zu evaluieren und dann die Bevölkerung darüber zu informieren.
 
Fellner: Sie haben gesagt, dass das Virus ansteckender ist, aber die Verläufe milder geworden sind. Heißt das, es ist weniger gefährlich?
 
Kurz: Die Wissenschaft versucht gerade, diese Frage zu klären. Es ist oft so bei Viruserkrankungen, dass die Viren mit der Zeit ansteckender werden, aber gleichzeitig die Gefährlichkeit nachlässt. Es gibt einige Behauptungen, dass das jetzt beim Coronavirus auch so der Fall sein könnte. Klar ist jedenfalls, dass es schon mehrere Mutationen gegeben hat, so viel weiß man bisher.
 
Fellner: Sie haben angekündigt, dass wir Mitte 2021 wieder zu einem normalen Leben zurückkehren können. Heißt das, wir werden so leben wir vor Corona?
 
Kurz: Natürlich. Wenn die Pandemie vorbei ist, dann wird unser Leben wieder so sein, wie es einmal war, und das ist ja gut so. Ich glaube, viele von uns können das ja gar nicht erwarten. Aber in der Zwischenzeit wird’s Maßnahmen geben, die uns begleiten, wir werden alles tun, um einen generellen Lockdown zu verhindern. Das Ziel muss immer sein, so viel Freiheit wie möglich, aber so viel Einschränkung wie notwendig.
 
Fellner: Viele gehen davon aus, dass der Impfstoff früher erhältlich sein wird als gedacht. Wann rechnen Sie mit diesem Impfstoff?
 
Kurz: Ich will mich da nicht auf einen Monat festlegen, aber alle großen Unternehmen, die hier tätig sind, sagen unisono, dass es schneller läuft als erwartet, und insofern würde ich durchaus bei meiner Prognose bleiben, dass bis nächsten Sommer die ­Impfung da ist und somit auch deutlich mehr an Normalität möglich sein wird.
 
Fellner: Wird es genügend Impfstoff für alle Österreicher geben?
 
Kurz: Wir sind hier gut abgestimmt in der EU und natürlich ist die Hoffnung da, dass, wenn es einen Durchbruch gibt, dass auch sehr schnell eine große Masse an Impfstoffen produziert werden kann.
 
Fellner: Werden Sie sich ­impfen lassen?
 
Kurz: Ich werde mich impfen lassen. Aber ich kann allen ­ÖsterreicherInnen, die skeptisch sind, die Angst nehmen: Es gibt keine Impfpflicht und wir werden auch keine einführen. Aber persönlich werde ich das machen.
 
Fellner: Es gab in der jüngsten Zeit sehr viel Aufregung um das Gesundheitsministerium. Etwa wegen der Corona-Ampel oder wegen des Chaos beim Grenzübergang Karawankentunnel aufgrund einer missverstandenen Verordnung …
 
Kurz: Die Situation war vollkommen inakzeptabel, ich verstehe nicht, wie es zu so etwas kommen kann. Das ist ja unzumutbar, dass Menschen so lange im Auto warten. Familien, Kinder teilweise, das hat mich schon schockiert. Aber ich glaube, die Verantwortlichen haben jetzt den Austausch gesucht und sichergestellt, dass so etwas nicht noch einmal passiert.
 
Fellner: Noch einmal zu den Hilfsmaßnahmen für die Wirtschaft: Glauben Sie, dass das aktuelle Hilfspaket und die Hilfsmaßnahmen, die wir haben, ausreichen werden?
 
Kurz: Wir sind laufend in Kontakt, aber die Maßnahmen, die wir gesetzt haben, laufen für das ganze Jahr und sind nicht vorbei. Insgesamt haben wir mit unserem Konjunkturpaket 50 Milliarden in die Hand genommen, rund 23 Milliarden davon jetzt schon bewegt. Das heißt, vieles ist gut angenommen worden und bereits bei den Betroffenen. Ich gehe davon aus, dass wir hier sehr gut aufgestellt sind.
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