Bundeskanzler Kurz im Interview

Kurz: "Im Sommer zur Normalität zurück"

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Bundeskanzler Sebastian Kurz im Interview über die heimische Impfsituation nach dem letzten EU-Gipfel.

oe24.TV: Der EU-Gipfel ist zu keinem Schlachtfeld geworden, sondern eigentlich zu einem Erfolg. Wie schwer war es, ­diese Einigung zu erreichen?

Sebastian Kurz: Unterschiedliche Meinungen in Sachfragen sind auf europäischer Ebene was ganz Normales. Es war nicht vorgesehen, dass bei diesem Gipfel auch über die Impfstoffverteilung gesprochen wird. Wir haben uns dafür ­gemeinsam mit anderen Ländern aber stark gemacht. Es war dann das Hauptthema. Ich bin da sehr zufrieden, dass in der Erklärung zum Gipfel ein Beschluss gefasst wurde, dass 10 Mio. Dosen von Pfizer verwendet werden sollen, um auch der Solidarität gerecht zu werden und Mitgliedstaaten zu unterstützen, die zu wenig geliefert bekommen. Auch ist vereinbart worden, dass die Entscheidung auf die Ebene der EU-Botschafter kommt. Das macht mit Niki Marschik ein erfahrener Diplomat für uns.

oe24.TV: Ihre Kritik hat sich trotz der Meinung mancher Medien und der Opposition also ausgezahlt?

Kurz: Natürlich gibt es Staaten, die wenig Freude damit haben, wenn darüber diskutiert wird, ob sie zu viel Impfstoff haben. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat immer das Ziel formuliert, dass alle Länder gleichmäßig vorankommen und die Möglichkeit haben, bis zum Sommer ihre Bevölkerung auch zu impfen. Diesem Ziel sind wir mit diesem Gipfel-Beschluss wieder deutlich näher gekommen, weil jetzt klar ist: Es soll Solidarität geben. Aus meiner Sicht sind das drei Erfolge: Es ist gut, wenn es mehr Gerechtigkeit in Europa gibt und kein Land zurückfällt. Zweitens sind viele der hauptbetrof­fenen Länder in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Wenn dort zu wenig geimpft werden kann, dann ist das ­eine Frage von Wochen, bis das zu uns überschwappt. Drittens profitiert natürlich auch Österreich von einer ­faireren Verteilung.

oe24.TV: Wie viele Impf­dosen werden insgesamt in der EU bis Sommer zur Ver­fügung stehen und wie viele davon wird Österreich bis Juni bekommen?

Kurz: Wir gehen davon aus, dass Österreich über 8 Millionen Impfdosen vor dem Sommer erhalten wird, also bis ­Ende Juni. Wir haben knapp 9 Millionen Menschen, 7,5 Millionen sind über 16 Jahre alt, können also theoretisch geimpft werden. Wir rechnen, dass sich rund zwei Drittel impfen lassen möchten. Mit diesen über 8 Millionen Impfdosen können wir allen, die sich impfen lassen wollen, zumindest eine Erstimpfung vor dem Sommer anbieten. Das wird dazu führen, dass wir im Sommer zur Normalität zurückkehren können.

oe24.TV: Werden Sie über die EU-Ration hinaus noch weitere Impfdosen am freien Markt kaufen? Oder ist das nach dem Gipfel nicht mehr notwendig?

Kurz: Je mehr Impfdosen, umso besser. Aber wie gesagt, unser Fokus lag jetzt in den letzten Tagen sehr intensiv darauf, innerhalb der EU eine Lösung zustande zu bringen. Ich bin sehr froh und auch erleichtert, dass das gelungen ist. Es war ein harter Verhandlungsprozess über zwei Wochen hindurch. Ich würde ­sagen, es hat sich ausgezahlt.

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