Bürgermeister erklärt, warum Wiener SPÖ zuerst zurückhaltend war.
Wiens SPÖ-Chef und Bürgermeister Michael Ludwig hat der designierten Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner am Montag die volle Unterstützung der Hauptstadt-Roten zugesichert: "Es gibt keine negativen Stimmen in der SPÖ Wien. Sie braucht sich keine Sorgen machen." Man wolle die neue Vorsitzende nun noch besser kennenlernen, so Ludwig am Vormittag vor einem Treffen der Wiener Partei.
Zurückhaltung
Er und die Wiener Genossen würden die Ex-Gesundheitsministerin "mit aller Kraft" unterstützen, versicherte der Stadtchef wiederholt auf Fragen von Journalisten. Freilich hätte man sich einen geordneteren Übergang gewünscht, erinnerte Ludwig an den überstürzten Abgang Kerns in der Vorwoche. "Das war der Grund, warum wir zurückhaltend waren", es habe wenig Grund zur Euphorie gegeben, erklärte er. Mit der Person Rendi-Wagner habe das gar nichts zu tun.
Es gebe in der Wiener SPÖ aber den Wunsch, die künftige Parteichefin noch näher kennenzulernen. Denn die Hauptstadt-Roten seien eine "politische Organisation, die nicht aus optischen Gründen oder aus einem Bauchgefühl heraus, sondern aufgrund von inhaltlichen und strategischen Positionen Entscheidungen trifft". Und hierbei machte Ludwig auch klar, dass er sich von Rendi-Wagner auch Unterstützung für die Anliegen der Wiener - etwa bei den Themen Arbeit, Bildung, Gesundheit und Sozialpolitik - erwarte.
Grund für das Treffen der Wiener Roten war eine sogenannte Antragskonferenz. Auf der Agenda standen Debatten und Beschlüsse von rund 100 Anträgen für den Bundesparteitag im November. Geladen in die ÖGB-Zentrale bei der Donaumarina waren die gut 150 Mitglieder des Wiener Ausschusses sowie weitere 50 Vertreter von Vorfeldorganisationen.
"Herz am rechten Fleck"
Die Sitzung war nicht medienöffentlich. Vor Beginn wurde außerdem streng darauf geschaut, dass Journalisten nicht ungeplant Spitzenfunktionäre vor das Mikrofon bekommen. Wenige stellten sich doch den Fragen der Medien - etwa die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures. Sie war ebenfalls als Kern-Nachfolgerin gehandelt worden. Rendi-Wagner "hat das Herz am rechten Fleck und sie hat den Intellekt, die Partei zu führen". Angesprochen auf die mitunter fehlende Hausmacht der designierten Chefin meinte Bures, dies sei nicht notwendig: "Denn sie hat die Unterstützung." Rendi-Wagner sei nicht Vorsitzende einer Landesorganisation, aber das tue nichts zur Sache. Kern sei dies ebenso wenig gewesen wie einige andere Vorsitzende vor ihm.
Der geschäftsführende Parlaments-Klubobmann Andreas Schieder, er war Ludwig zu Jahresbeginn im Match um das Wiener Bürgermeisteramt unterlegen, sprach heute über Rendi-Wagner von einer "exzellenten Entscheidung". Es sei wichtig zu wissen, wer vorne stehe. Nun gehe es um die inhaltlichen Konzepte. Die SPÖ habe sich jedenfalls aus der am Dienstag ausgebrochenen Krise übers Wochenende schon wieder befreit, analysierte Schieder. Ob er geschäftsführender Klubobmann bleibt, ließ er unkommentiert.