Verurteilt, obwohl SIE belästigt wurde

Maurer: Skandal-Urteil wird Fall für Politik

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Nach dem Aufreger-Prozess gegen Sigrid Maurer gehen weiter die Wogen hoch.

Dass sie ihren mutmaßlichen Belästiger – vom Facebook-Account eines Wiener Wirtes kamen obszöne Nachrichten – via Twitter outete, wurde Ex-Politikerin Sigrid Maurer diese Woche in einem aufsehenerregenden Prozess zum Verhängnis: Der Richter sprach die Grüne (nicht rechtskräftig) der üblen Nachrede schuldig. Das könnte sie bis zu 20.000 Euro kosten.

Doch damit nicht genug: Nach dem Urteil am Dienstag trudelten Morddrohungen und weitere sexuelle Belästigungen in Maurers Postfach ein. So schrieb ihr etwa ein ­Facebook-User: „Hass hast du dir verdient. Zu Weinachten (sic) gibt es Seil für dich und deines gleichen (sic).“ Ein anderer legt mit „Tu dich bitte weghängen“ nach. Wesentlich verstörender ist eine Nachricht, die Maurer per E-Mail erreicht. Neben etlichen Obszönitäten („Du kannst meinen Schw*** lutschen und dann f*** ich Dich in den A*** damit“) heißt es darin auch: „Wenn Dich meine Freunde mal in der Nacht draußen erwischen, hast sowieso ausgespielt. Überleg Dir gut, was Du weitermachst.“

Heinisch-Hosek: "Frauen brauchen hier Handhabe"

Das Skandalurteil hat inzwischen auch die Politik erreicht. SPÖ-Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek fordert „eine klare Handhabe“ gegen Absender obszöner Botschaften via SMS und Co.: „Im Fall Maurer findet eine De-facto-Täter-Opfer-Umkehr statt“, so die Ex-Frauenministerin. Frauen seien „im Internet besonders häufig mit Hass und Sexismus konfrontiert“ (siehe Kasten). Daher sei es „gut und wichtig, dass Frauen sich wehren“.

Justizminister Josef Moser (ÖVP) hält die Gesetzeslücke für „ein Thema, das jedenfalls diskutiert werden muss“. Man wolle sich in der derzeit laufenden Strafrechts-Taskforce ansehen, ob es Möglichkeiten für Änderungen gäbe.

Studie: 63% unter 18 sind betroffen

10,9 Prozent aller Frauen in Österreich haben schon einmal sexuell anzügliche Mitteilungen erhalten – das zeigen die Ergebnisse einer vom Bundeskanzleramt beauftragten Bestandsaufnahme zu Gewalt im Netz gegen Mädchen und Frauen in Österreich. Am Öftesten trifft der Studie zufolge Gewalt im Netz – dazu zählen auch Cyber-Stalking und Beschimpfungen – mit 63,3 Prozent Mädchen im Alter zwischen 15 und 18. Und 45 Prozent der 25- bis 34-Jährigen haben damit zu kämpfen. In 32 Prozent der Fälle handelt es sich um unbekannte Täter.

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