Ein Kommentar von Gerald Grosz.
Die Oppositionsarbeit überlässt sie ihrem stellvertretenden Klubvorsitzenden, einem einschläfernden Mr.-Bean-Double. Die Parteiarbeit hat ein Bundesgeschäftsführer in der Hand, der auch als Rezeptionist einer abbruchreifen DDR-Jugendherberge durchgehen könnte. Sie selbst agiert monothematisch und beschränkt sich als gelernte Tropenmedizinerin auf Corona. Ihre Partei nimmt sie selbst nach vier langen Jahren noch immer nicht als Autorität wahr. In der Teuerungsfrage ist die einstige Arbeiterpartei, der sie als Parteivorsitzende vorsteht, auf Tauchstation. Ebenso in der Asylfrage scheint die vormals stärkste Partei Österreichs wegen innerer Zerstrittenheit auf taubstumm gestellt zu haben. In allen wesentlichen Fragen gibt die Sozialdemokratie keine Antwort mehr. Jedes Interview von Rendi-Wagner seit 1.460 Tagen ihrer Obfrauenschaft ist von der alleinigen Frage geprägt, ob sie auch Spitzenkandidatin für die nächste Nationalratswahl wird. Daher ist es auch kein Wunder, dass der Bulle von Eisenstadt, Hans Peter Doskozil, genüsslich am holzwurmzerfressenen Sessel seiner Chefin sägt, sich pünktlich wie das 12-Uhr-Läuten der Eisenstädter Stadtpfarrkirche wieder als nächster SPÖ-Chef in Stellung bringt. Und wahrscheinlich kann er es auch besser!