Putin-Geständnis

Gerald Grosz: Sein Mail an Van der Bellen

Teilen

Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz geigt dem Bundespräsidenten ungeschönt die Meinung. 

Herr Bundespräsident!
Ein seltenes Rauchzeichen haben Sie jüngst aus der Räucherkammer der Republik, der Hofburg abgegeben. „Ich habe mich in Putin geirrt“, lautet das Schuldeingeständnis ausgerechnet jenes Mannes, der Putin nach der Krim-Annexion 2014 in seinem Dixibüchlein noch hochleben ließ, jeden Fürsprecher des Friedens die letzten zwei Jahre als „Kollaborateur Putins“ bezeichnete. Das waren Sie, Herr Professor. Sie waren der rhetorische Falke, der aus Gründen des eigenen Irrtums, der eigenen großen Schuld erst recht andere diffamieren mussten.

Nun haben Sie Ihren Paulusmoment. Aber was bringt uns die Darstellung der präsidialen Irrlehre in der gegenwärtigen Situation? Wird dadurch ein Leben in der Ukraine geschützt? Nein! Kommen wir dadurch einen Zentimeter Richtung Frieden? Nein! Ist eine Milliarde sinnlos in einen Krieg verpulvertes Steuergeld dadurch gespart? Nein! Ist die sanktionsbedingte Horrorinflation in Österreich dadurch besänftigt? Nein! Stärken wir dadurch die kollabierende Bauwirtschaft? Nein! Verbessern wir unsere Außenhandelsbilanz? Nein! Sinken dadurch die Gaspreise? Nein! Ihr Schuldbekenntnis hat keinerlei Wirkung, verbessert das Leben der Österreicher in keinster Weise. Ich glaube, dass Arafat und Gaddafi ganz schlimme Finger waren. In den 70er und 80er Jahren bekleideten diese Typen auch keine hohen Staatsämter, sondern waren schlichtweg Terroristen. Glauben Sie, Bruno Kreisky hätte von Irrtum gefaselt? Nein! Er hat die beiden empfangen, Ihnen zugehört, mit Ihnen gesprochen. Kreisky hat sich in die Mitte zwischen Israel und der arabischen Welt gesetzt und wollte vermitteln. Er hat vermittelt. Was machte Waldheim? Er befreite Geiseln, erntete dafür Applaus.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.