Sebastian Bohrn Mena

"Schaffen auch noch die letzten Meter zur Normalität"

Teilen

Die Debatte über Öffnungen zu einem Zeitpunkt, an dem es über 40.000 Neuinfektionen pro Tag gibt, ist gefährlich.

Über  40.000 Neuinfektionen in Österreich pro Tag, ein Rekord jagt den nächsten – und es gibt tatsächlich Menschen, die ernst genommen werden wollen, die just jetzt vom Ende der Pandemie schwafeln? Noch weiter entfernt von der Realität geht’s wohl nicht mehr. Ich habe keine Ahnung, was der Sinn ­dieser Debatte ist, aber ich halte sie für gefährlich.
Wenn man in einer Situation, wo wir in Wahrheit überhaupt keine Ahnung haben, wie sich diese Infektions-Explosion in ein paar Wochen auf die Gesundheitseinrichtungen auswirken wird, so eine Diskussion anzündet, dann braucht man sich nicht wundern, wenn man ein brennendes Haus vorfindet. Die Lobby der Seilbahnbetreiber, Absturzlokalbesitzer und Radikaldemonstranten wirft ihr ganzes Gewicht in die Waagschale.

Keine der apokalyptischen Szenarien ist eingetroffen

Erinnern wir uns: Vor Lockdown zwei und drei wurde der „totale Zusammenbruch der Wirtschaft“ prognostiziert, wurden apokalyptische Szenarien von Massenarbeitslosigkeit und Verelendung an die Wand gemalt. Was ist passiert? Nichts davon. Noch nie gab es so wenige Insolvenzen, die Arbeitslosenzahlen sind mittlerweile niedriger als vor der Pandemie.
Wieso sollen wir ausgerechnet jetzt und ausgerechnet bei einem so wichtigen Thema auf diejenigen hören, die am meisten davon profitieren, wenn Menschen sich hemmungslos vergnügen und dabei sich und andere gesundheitlich gefährden? Bevor ich mir von Herbert Kickl und Konsorten irgendwelche Tipps zur Gesundung hole, höre ich doch lieber auf den selbst als Arzt ausgebildeten Gesundheitsminister und sein hoch kompetentes Beraterteam.

Nein, die Pandemie ist natürlich nicht vorbei

Also: Nein, die Pandemie ist natürlich nicht vorbei. Sie wird auch in 2 oder 4 oder 6 Wochen noch nicht vorbei sein. Wenn wir Glück haben, ist sie am Ende des Sommers erledigt – aber auch nur dann, wenn die Impfquote bis dahin endlich bei den benötigten 85 Prozent liegt. Daher brauchen wir jetzt ab 1. Februar die Impfpflicht und wir brauchen, dass sie ab Mitte März exekutiert wird. Und ich bin davon überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung, ähnlich wie im Parlament, hinter den Maßnahmen steht.
Hier geht’s nicht um die persönliche Befindlichkeit, sondern um die Abwehr von großen Schäden für unsere Gemeinschaft. Wir haben vier Lockdowns zusammen geschafft, wir schaffen jetzt auch noch die letzten Meter auf dem Weg zurück in die neue Normalität. Aber nur, wenn wir aufhören uns aufhetzen zu lassen von denen, die ihr in der (politischen) Besinnungslosigkeit gefunden habt.

 

Der Publizist und Aktivist Sebastian Bohrn Mena ist Kommentator für oe24.TV und POLITIK LIVE.
  

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.