Das sagt ÖSTERREICH

Mozart wird aus Politik-Frust zum Kommunisten

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Das sagt ÖSTERREICH – ein Kommentar von Herausgeber Wolfgang Fellner.

Die internationalen Reaktionen schwanken zwischen Fassungslosigkeit und Heiterkeit: „Mozart-Stadt wird kommunistisch!“, „Mozart wählt Putin!“, „Austrian Mozart- and Festival-City turns left and communist!“ - so die ersten internationalen Reaktionen.

Salzburg war immer die Hochburg der Bürgerlichen und Konservativen, mit Lodenmantel und Dirndl. Dann wurde Salzburg zur Hochburg der Grünen, mit Fux und Voggenhuber. Und bei der letzten Wahl entpuppte sich die Mozart-Stadt als größte Fan-Gemeinde von Sebastian Kurz und den Türkisen.

Jetzt ist Salzburg – nach Graz – zur zweiten KPÖ-Hochburg in Österreich geworden. Ausgerechnet die Mozart-Stadt, die stets eine politische „Trend-Stadt“ war, ist dramatisch nach links abgedriftet. Das hat viele Gründe:

Erstens: Kay-Michael Dankl ist alles andere als ein typischer Kommunist. Er war früher Journalist und ist deshalb ein begnadeter Populist. Er ist sympathisch, sucht den Kontakt zu den Menschen. Er ist in Wahrheit ein verkappter Grüner, der genau so ist, wie die grüne Partei sein sollte: Er kommt mit dem Rad, trägt sein Baby ins Wahllokal und spricht die Themen an, um die es heute geht: Teuerung, Wohn-Krise, Öffi-Verkehr, Protest gegen Milliardäre.

Zweitens: Die ÖVP ist in der tiefsten Krise ihrer Geschichte. Die einstigen Kurz-Wähler sind so frustriert, dass sie zur Hälfte die KPÖ wählen (das muss man sich mal vorstellen!). Nehammer droht dasselbe „Debakel“ (O-Ton VP), das sein Salzburger Statthalter Kreibich gerade erlebt hat.

Drittens: Die FPÖ hat in den Salzburger Landgemeinden fulminant gewonnen, doch die städtischen Wähler sind für die FPÖ nicht zu gewinnen. In Salzburg gingen die Protestwähler statt zu Kickl zur KPÖ, in Wien zur Bierpartei.

Kann Kay Michael Dankl die Stichwahl gewinnen? Ich meine: Der Zorn, der Frust, der Protest der Wähler ist so gewaltig, dass ein Dankl-Sieg leicht möglich ist. Die SPÖ gilt als „Systempartei“, Dankl fliegen die Herzen der Wut-Bürger zu. Deshalb werden FPÖ-Wähler, Grüne und wohl auch die Mehrheit der verbliebenen ÖVP-ler bei der Stichwahl Dankl wählen.

Ist es eine politische Katastrophe wenn die Mozartstadt kommunistisch wird? Natürlich ist es bedenklich, wenn eine Partei, die letztlich von Putin finanziert wird, unsere wichtigste Tourismus-Stadt regiert. Natürlich ist die Bilanz der „Kommunistin der Herzen“, Elke Kahr, in Graz wirtschaftlich und budgetär ein Debakel.

Aber: Dankl ist ein neuer Typ des Politikers. Ein linker Populist, eine Kontakt-Bombe, einer der die Themen, die heute wichtig sind, richtig anspricht: Teuerung, Wohn-Krise, fehlende Gerchtigkeit. Es tut der Stadt der Reichen und Bürgerlichen vermutlich ganz gut, einmal jene in den Vordergrund zu stellen, die jahrzehntelang nur die Verlierer waren: Diejenigen, die die Stadt so erfolgreich machen, aber davon kaum noch leben können...

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