Parlaments-Kehraus: Heute und morgen drohen wahre Marathon-Sitzungen.
Das abrupte Ende der türkis-blauen Regierung führt nun zu einem Gesetzesfurioso, das in den kommenden beiden Tagen im Nationalrat mit wechselnden Mehrheiten veranstaltet wird.
Diese Gesetze werden unter anderem beschlossen:
Rauchverbot in Gastronomie ab November fix
Rauchverbot auch für Shishas und E-Zigaretten
Glyphosat-Verbot fix
Der Nationalrat hat am Dienstagnachmittag ein Totalverbot für das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat vereinbart. Die ÖVP sprach von einem "Schlag ins Gesicht der Bauern, die den Wirkstoff sachgerecht anwenden". Die NEOS gehen davon aus, dass das Verbot europarechtlich nicht hält.
Dennoch stimmten die Pinken im Gegensatz zur ÖVP für die SPÖ-Vorlage, wiewohl sie von der Abgeordneten Karin Doppelbauer als populistisch gegeißelt wurde. Denn sie werde mit der jetzigen Rechtslage nicht durchgehen. Dass man dennoch mit der Initiative mitging, begründete sie unter anderem damit, dass sie die Diskussion am Köcheln halten wolle.
Die ÖVP hatte es mit einem Gegenantrag versucht, der Glyphosat für private Anwendungen sowie auf öffentlichen Flächen untersagt hätte. Da ein Totalverbot EU-rechtswidrig sei, handle es sich beim heutigen Beschluss um eine "Wählertäuschung", meinte Bauernbund-Obmann Georg Strasser. Dem Wähler werde Sand ins Auge gestreut. Ohnehin wandte er sich dagegen, die Landwirte in Misskredit zu bringen: "Wir wollen absolut niemanden vergiften."
Seitens der Liste JETZT hielt deren geschäftsführender Klubobmann Wolfgang Zinggl in Sachen Glyphosat fest: "Es ist einfach ein Gift, ein gefährliches Gift und charakteristisch für altes Denken in der Landwirtschaft." Dass man den Boden vergifte, um konkurrenzfähig zu bleiben - das könne es nicht sein.
SP-Agrarsprecher Erwin Preiner sah einen "historischen Beschluss". Es gebe zu Glyphosat genügend Alternativen, die weder für den Menschen noch für Tiere giftig seien. Preiner sieht sich selbst als Betroffener, hätte doch sein Blutbefund den Grenzwert für Glyphosat überschritten. Dass eine Studie der Universität für Bodenkultur ergeben hat, dass ein Totalverbot nicht mit EU-Recht vereinbar sei, focht Preiner nicht an. Diese gemeinsam mit der AGES durchgeführte Studie sei doch sehr oberflächlich gehalten gewesen.
FPÖ als Zünglein an der Waage
Das Zünglein an der Waage war die FPÖ, die bei der Befristung sowohl für die SPÖ- als auch für die ÖVP-Vorlage gestimmt hatte. Ihr Mandatar Walter Rauch stellte nun klar, dass seine Fraktion immer für ein Glyphosat-Verbot gewesen sei. Einfordern werde man aber eine Kennzeichnungspflicht in Sachen Glyphosat für importierte Produkte, um Nachteile für die heimische Landwirtschaft abzufedern. Weitere Ausgleichsmaßnahmen sollen folgen.
Ich freue mich, dass der Antrag der SPÖ für ein Totalverbot des gefährlichen und höchstwahrscheinlich krebserregenden Umweltgifts Glyphosat nun im Parlament beschlossen wird. Das schützt unsere Gesundheit und ist gut für die Umwelt. So geht Verantwortung! #OeNR #Glyphosat (prw)
— Pamela Rendi-Wagner (@rendiwagner) 2. Juli 2019
Teil eins der Steuerreform setzen ÖVP & FPÖ noch um
ÖVP, FPÖ: Die von der alten Bundesregierung bereits auf den Weg gebrachte Steuerreform wird in Teilen noch umgesetzt. Kleine Einkommen sollen entlastet werden, zunächst hieß es, durch die Senkung von Krankenversicherungsbeiträgen. Am Montagnachmittag wurde diskutiert, ob die Entlastung nicht einfacher durch eine Negativsteuer erreicht werden könnte. Für diese Abänderung signalisierte auch die SPÖ ihre Zustimmung.
Plastiksackerl-Verbot vereinbart
Plastiksackerln sollen spätestens 2021 der Vergangenheit angehören. Das hat der Nationalrat Dienstagnachmittag einstimmig beschlossen. An sich gilt das Verbot schon ab kommendem Jahr, allerdings dürfen entsprechende Tragetaschen noch bis Ende 2020 abverkauft werden.
Ausgenommen sind Sackerl, die biologisch vollständig abbaubar sind und aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Ebenfalls weiter im Handel bleiben ultradünne Knotenbeutel, die vor allem in Obst- und Gemüse-Abteilungen anzutreffen sind. Diese müssen allerdings aus überwiegend nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden und grundsätzlich für eine Eigenkompostierung geeignet sein.
Schutz des Wassers
vor der Privatisierung
ÖVP, SPÖ, FPÖ: Alle drei großen Parteien, ÖVP, SPÖ und FPÖ, gemeinsam haben sich darauf geeinigt, den Schutz des Wassers vor Privatisierungsversuchen in die Verfassung zu schreiben.
Die Rede von Pamela Rendi-Wagner (SPÖ):
Im Video: Ansprache Norbert Hofers (FPÖ)
Friedrich Ofenauer (ÖVP):
Josef Schellhorn (NEOS):
Parteispenden: Grenze von 7.500 Euro für jeden
SPÖ, FPÖ, JETZT: Rot und Blau einigten sich auf ein Ende der Großspenden. Die Grenze liegt bei 7.500 Euro pro Spender und Kalenderjahr. Das schmerzt ÖVP und Neos. Kritik von Experten: Die Kontrolle durch den Rechnungshof fehlt in dem Antrag. Beschluss am Mittwoch.
3 % mehr Klubförderung bei mehr als 40 % Frauen
FPÖ, SPÖ: Als Anreiz für die Erhöhung des Frauenanteils bekommen Klubs, die mehr als 40% Frauen haben, 3% mehr Förderung. Ex-Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß moniert: "Kaum gibt es die Chance, mit der FPÖ zu packeln, wird die Chance auf eine echte Frauenquote verspielt." Sie fordert "echte Sanktionen", wenn die Quote unter 40% liegt.
Rechtsanspruch auf den Papamonat kommt
SPÖ, FPÖ: Ein Herzensprojekt von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache: SPÖ und FPÖ beschließen den Rechtsanspruch für den Vatermonat. Die ÖVP stimmt vermutlich mit den Neos, die zusätzlich eine Flexibilisierung des Karenzgeldes wollen.
Alle Parteien für eine Erhöhung des Pflegegelds
ÖVP, SPÖ, FPÖ, Neos,JETZT: Einen Allparteienantrag gibt es für die Valorisierung des Pflegegeldes. Es wird in allen Stufen an die Inflation angepasst. Der Beschluss kostet rund 50 Millionen.