In Tirol würde nur ein Prozent der 1.910 Schülerinnen muslimischen Glaubens ein Kopftuch tragen.
In Tirol geht man von rund 19 Mädchen mit islamischem Hintergrund in Volksschulen aus, die ein Kopftuch tragen, sagte Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP), die einem Verbot kritisch gegenübersteht, der APA. Dies sei rund ein Prozent der 1.910 Schülerinnen muslimischen Glaubens in den Tiroler Pflichtschulen. Insgesamt verzeichnet man im Bundesland derzeit 55.000 Pflichtschüler.
Eine genaue Statistik zu kopftuchtragenden Mädchen in Volksschulen liege nicht vor, so Palfrader, die aktuelle Zahl würde aber ein Rundruf bei der Schulaufsicht in den Bezirken ergeben. Auch im urbanen Bereich mit einem relativ hohen Migrantenanteil, etwa im Stadtteil Pradl der Landeshauptstadt Innsbruck, komme das Kopftuch in der Volksschule nur in verschwindendem Maße vor, meinte die Landesrätin.
Die ÖVP-Politikerin machte einmal mehr klar, mit dem geplanten Kopftuchverbot nichts anfangen zu können: "Einfach so ein Verbot hinzustellen, ist nicht zielführend und nicht sinnvoll. Ich halte es auch für verfassungsrechtlich sehr bedenklich." "Als Frau" sei sie aber sehr dafür, über die "Thematik zu diskutieren". Denn in Fällen, in denen Mädchen zum Tragen eines Kopftuches gezwungen werden, gelte es entgegenzuwirken. In Tirol sei man aber bisher im Volksschulbereich "nie mit einem Problem konfrontiert" worden, erklärte Palfrader.
Lob aus NÖ
Die niederösterreichische Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister begrüßt dagegen das geplante Verbot. Den genauen Gesetzesentwurf kenne sie aber noch nicht, hielt die ÖVP-Politikerin auf Anfrage in einer Stellungnahme fest. Aus dem Büro von Bildungsdirektor Johann Heuras hieß es, dass das Tragen von Kopftüchern an Volksschulen bisher "kein großes Thema" war.
"Jede Maßnahme in unseren Bildungseinrichtungen, die Integration und Selbstbestimmung unterstützt und entschieden gegen Diskriminierung wirkt, ist grundsätzlich zu befürworten", sagte Teschl-Hofmeister zum Vorhaben. Der geplante Gesetzesentwurf sei jedoch abzuwarten und zu prüfen. "Erst im Anschluss kann darüber endgültig entschieden werden", so die Landesrätin.
"In vereinzelten Fällen" sei das Kopftuch bisher von Mädchen in niederösterreichischen Volksschulen getragen worden, wurde auf Anfrage im Büro von Bildungsdirektor Heuras erklärt. In Zahlen könne man dies nicht festmachen, Beschwerden habe es bisher auch nicht gegeben. Die Frage, ob das geplante Verbot sinnvoll ist, wurde mit dem Verweis darauf, dass dies "eine politische Entscheidung" sei, nicht beantwortet.
Kathrin Schindele, Bildungssprecherin der SP Niederösterreich, kann dem "alleinigen Vorschlag" eines Kopftuchverbotes für Mädchen in Volksschulen nur wenig abgewinnen. Die Landtagsabgeordnete fordert vielmehr ein "umfassendes Maßnahmenpaket" für Brennpunktschulen, das mehr Lehrer und Unterstützungspersonal beinhaltet.