Die kalkulierte Aufregung von Satiriker Böhmermann echauffiert FPÖ. ORF wieder in Bedrängnis.
„Ich erwarte mir vom ORF-Generaldirektor eine klare Distanzierung von diesen untragbaren Beschimpfungen gegen die Österreicher“, ätzt FPÖ-EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky. FPÖ-Chef Strache meldete sich auf Facebook zu Wort: "Böhmermann darf im ORF die Österreicher pauschal beschimpfen. Na das wird die ORF-Zwangsgebührenzahler aber sicher freuen!", lästert der Vizekanzler. Das Match FPÖ gegen ORF geht damit in die nächste Runde.
Der Hintergrund der jüngsten „Aufregung“: Der ORF-Kulturmontag hatte den deutschen Satiriker Jan Böhmermann, der für bewusste öffentlichkeitswirksame Provokationen bekannt ist, am Montag zum Interview geladen. In diesem spottete der Deutsche über den ORF – ob dieser bald zu „FPÖ-TV“ werde –, über Kanzler Sebastian Kurz als „32-jährigen Versicherungsverkäufer“ und „acht Millionen debile Österreicher“.
ORF erklärt Distanzierung als "übliches Vorgehen"
Im Anschluss an das Interview erklärte Kulturmontag-Moderatorin Clarissa Stadler: „Der ORF distanziert sich von den provokanten und politischen Äußerungen Böhmermanns.“ Eine Distanzierung, die in Österreich und Deutschland nun wiederum Spott und Sorge auslöst: Während die prominente ARD-Moderatorin Anne Will etwa ironisch twitterte: „Distanzierung im Asnschluss (Anmerkung: In seiner Ausstellung schreibt auch Böhmermann Anschluss bewusst falsch). Besser geht’s gar nicht“, sieht Reporter ohne Grenzen erneut Gefahren für die Pressefreiheit in Österreich durch die „Selbstzensur“.
Im ORF erklärt man ÖSTERREICH, dass solche Distanzierungen „üblich“ seien und auch bei Veranstaltungen, die übertragen werden, „immer wieder vorkommen“. Böhmermann hatte mit seinem „acht Millionen Debile“ übrigens ein Thomas-Bernhard-Zitat abgewandelt. Ein einstiger Lieblingsgegner der FPÖ.