Kettner zeigt sich über die Aussagen des FP-Politikers erstaunt: 'Er spricht nicht die Sprache eines Stiftungsratsvorsitzenden'.
Tourismusdirektor Norbert Kettner, der am Mittwoch als Vertreter Wiens im ORF-Stiftungsrat wiederbestellt wurde, ist "erstaunt" über FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger. "Momentan spricht er nicht die Sprache eines Stiftungsratsvorsitzenden", kritisierte er am Donnerstag im Gespräch mit der APA.
Steger hatte am Wochenende ORF-Journalisten in einem Zeitungsinterview gedroht und Streichungen bei den Auslandskorrespondenten des öffentlich-rechtlichen Senders in den Raum gestellt, falls diese nicht korrekt berichten würden. Als Beispiel nannte Steger die Berichterstattung zur Wahl in Ungarn, die laut ihm "einseitig", gemeint war offenbar zu Orban-kritisch, verlaufen sei. Danach sprach Steger auch noch von einem linken "Endkampf" von ORF-Journalisten.
Kettner hofft nicht auf "Vorgeplänkel"
Diese Aussagen entsprächen nicht der Person Norbert Steger, wie er ihn kenne, meinte Kettner. "Was dahinter steckt, weiß ich nicht." Er hoffe, dass es nicht ein "Vorgeplänkel" sei, dass das ORF-Gesetz so gestaltet werden soll, dass der Stiftungsrat willkürlich Journalisten entlassen kann. "Wenn der Antrieb ist, dass man den ORF an die Kandare nehmen will, dann muss man in harte Diskussion gehen." Es würde das Ende des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bedeuten, "wenn so eine Kultur einreißt", warnte Kettner.
"Eklatantes Missverständnis"
Die Aussagen Stegers zeigten ein "eklatantes Missverständnis" der Aufgabe eines Stiftungsrats. Dieser sollte "extrem objektiv" und im Sinne des Unternehmens agieren. Ob Steger als Stiftungsrat geeignet sei, müsse die entsendende Partei entscheiden, nicht er, meinte Kettner. Auch ob Steger als möglicher Stiftungsratsvorsitzender tragbar sei, wollte Kettner nicht öffentlich beurteilen. Steger galt zuletzt als Favorit für diese Funktion.
Kettner sprach sich außerdem klar für die Beibehaltung der ORF-Gebühr aus. "Wenn man die Gebühren abschafft in der Form, zerstört man den öffentlich-rechtlichen Rundfunk", zeigte er sich überzeugt.